Autos konstruieren ist eine komplexe und todernste Angelegenheit. Zeit für Späße gibt es offenbar trotzdem. Denn immer wieder schummeln die Ingenieure kleine Gags in die Fahrzeuge. Wir helfen beim Suchen.
Zu den langlebigsten Scherzen zählt der Opel-Hai. Denn vor einem knappen Jahrzehnt ist ein kleiner Hai in den Kleinwagen Corsa eingezogen. Ursprünglich als Design-Scherz für die unspektakuläre Außenwand des Handschuhfachs gedacht, laufen seitdem alle Corsa mit dem ins Plastik geprägten Meeresräuber vom Band. Seitdem ist der kleine Hai bei Opel zum Running-Gag geworden und auch in anderen Modellen der Marke zu finden, etwa im Becherhalter des Opel Adam oder in einer Ablage des Zafira Tourer. Auch in aktuellen Modellen tummeln sich die Knorpelfische, etwa in den SUVs Grandland und Crossland.
Die Ursprünge der unter Fachleuten „Easter Eggs“ oder eben Ostereier genannten Überraschungen liegen in der Software-Entwicklung. Nicht namentlich erscheinende Entwickler, zum Beispiel von Computerspielen, schmuggeln eigene Spuren in die Software, die sichtbar werden, wenn Spieler zufällig bestimmte Tastenkombinationen drückten. Über die Zeit entwickelten sich mannigfache Varianten von mehr oder weniger verborgenen „Easter Eggs“.
Angesichts der IT-Ursprünge ist es nicht verwunderlich, dass es der aus den Silicon Valley stammende Autohersteller Tesla zu einer Art Meisterschaft im Eierverstecken gebracht hat. Fast zwei Dutzend unterschiedliche Gags zählen Fan-Seiten im Internet auf, untergebracht in allen Modellen der Marke. Beispielsweise lässt sich das Model S auf seinem Infotainment-System zum Bond-Auto konfigurieren – natürlich nur virtuell. Aufgerufen wird das Osterei über einen langen Druck auf die T-Schaltfläche am oberen Rand des großen Bildschirms auf der Mittelkonsole, der das Menü für Servicetechniker öffnet. Nach der Eingabe des Passworts „007“ erscheint auf dem Bord-Display statt des Bildes von einem Tesla der Lotus Esprit aus dem Film „Der Spion, der mich liebte“ in Unterwasserkonfiguration, also mit eingeklappten Rädern. Angeblich ist Tesla-Chef Elon Musk selbst im Besitz der kultigen Requisite.
Aber auch klassische Auto-Bauer haben die Easter-Egg-Tradition übernommen. Gleich mehrere liebevolle Gags verstecken sich im und am Mini-SUV Jeep Renegade. Da wäre zum Beispiel der stilisierte Militärjeep Willys, der in der schwarzen Umrandung der Frontscheibe fährt. Oder eine topographische Karte der Mojave-Wüste in Utah in der Gummimatte einer Ablage. Oder ein stilisierter Yeti in der schwarzen Umrandung der Heckscheibe. Oder das typische Jeep-Gesicht mit den Kulleraugen und sieben Kühlergrill-Streben („oIIIIIIIo“), das sich nicht nur auffällig in die Sitze eingeprägt wieder findet, sondern auch in den Rücklichtern.
Spaß am Eier-Verstecken haben offenbar auch die Designer von Ford. Beim in kleiner Stückzahl aufgelegten Supersportwagen GT etwa bilden Elemente im Scheinwerfergehäuse die Ziffer „100“ – ein Hinweis auf das 100. Firmenjubiläum 2003. Schließlich steht der Vorgänger GT40 für die großen Erfolge der Marke im Rennsport. Beschienen von diesem Glanz sollte der so flache wie kompromisslose Retro-Renner das Image der zuletzt etwas behäbig daher gekommenen Marke wieder aufpolieren. Ein Versuch, der offenbar gut angekommen ist, wurde doch 2017 ein Nachfolger als offizielles Serienmodell aufgelegt.
Doch nicht immer geht es um Design-Gags. In der zwischen 2002 und 2007 gebauten Generation des BMW M3 (E46) haben die Techniker eine Rennstart-Funktion versteckt. Wer den Schleuderschutz ESP deaktiviert, das Schaltprogramm 6 des sequentiellen Getriebes wählt und den Gangwahl-Hebel gedrückt hält, kann den Motor im Stand bis 5.000 Touren drehen lassen. Nimmt er dann die Hand vom Schaltknauf, macht der Wagen einen Sprung nach vorne und beschleunigt mit maximaler Kraft. Heute sind zahlreiche Sportwagen auch ganz offiziell mit derartigen Rennstart-Funktionen ausgestattet.
Fotos: SP-X, Opel, Renault, Ford