Ausblick Mercedes C-Klasse: Vier Zylinder sind das Maximum

Im Sommer startet die neue Generation der Mercedes-C-Klasse. Sämtliche Motoren sind dann elektrifiziert. Tapfer sein müssen AMG-Fans. Ihr geliebter Achtzylinder wandert aufs Alteisen.

Auch wenn die heutige C-Klasse als Bestseller-Baureihe von Mercedes-Benz gilt und von ihr mehr Einheiten abgesetzt wurden als jeweils in den vier Generationen zuvor, der W 205 ist nach sieben Jahren Produktionsdauer am Ende seines Lebenszyklus angekommen. Im Sommer erscheint der W 206. Ob der Nachfolger den Stuttgarter Konzern mit den gleichen Verkaufserfolgen verwöhnen wird, folgt allerdings keinem Naturgesetz. Die neue C-Klasse startet als konventionell konzipiertes Auto in einer sich stark verändernden Branche (E-Mobilität). Die Mittelklasse-Baureihe kann noch nicht der neuen Entwicklungs-Philosophie „Electric First“ folgen, sondern basiert auf der MRA2-Architektur. Eingesetzt werden ausschließlich Vierzylinder. Bei den Dieseln ist es der OM 654, bei den Benzinern der M 254. Alle Varianten beider Aggregate wurden als Mildhybrid ausgelegt. Erneut wird es einen Plug-in-Hybrid geben (Debüt Ende des Jahres), voraussichtlich mit einer elektrischen Reichweite von über 90 Kilometern. So will Mercedes erreichen, dass die Kunden den Wagen fast wie ein Elektroauto nutzen und dadurch dicht an den WLTP-Verbrauch kommen. Mit einer vollelektrischen C-Klasse (EQC-Limousine) rechnen Experten nicht vor 2024.

Enttäuscht sein dürften Fans der Sechszylinder-Laufkultur oder des kernigen V8-Sounds, wie er von der Performance-Tochter AMG bislang geboten wurde. Zukünftig ist in dieser Baureihe auch hier bei zwei Liter Hubraum und vier Zylindern Schluss. Einzug halten soll das einst für den A45 entwickelte Power-Paket M 139. Im C43 dürften so über 400 PS, im C63 mit elektrischer Unterstützung sogar über 500 PS möglich sein. Vorteil gegenüber dem einstigen, doppelt so großen Biturbo-V8: weniger Gewicht auf der Vorderachse, verbessertes Handling. Zudem dürfte der künftige C63 über Allradantrieb verfügen, bei dem die Hinterachse mit dem deutlich höheren Drehmomentanteil versorgt wird (Drift-Modus).

Im Design wird sie sich die neue C-Klasse wenig vom derzeitigen Modell unterscheiden, das ohnehin einen optischen Reifegrad entwickelt hat, den so manche Wettbewerbsfahrzeuge gerne hätten. Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Mit dem W 206, in seinen Außenmaßen nur im wenige Millimeter gewachsen, spricht Mercedes weltweit eine Klientel an, die mit wilden Karosserielinien nichts im Sinn hat.

Innen sieht die Sache deutlich progressiver aus. Die Mittelkonsole dominiert ein riesiger Bildschirm, ähnlich wie in der neue S-Klasse (W 222). Ein weiteres Display mit konfigurierbaren, virtuellen Instrumenten befindet sich hinter dem Lenkrad. Es gibt nur noch wenige Hard-Keys, der größte Teil der Bedienung läuft über Touch oder Sprache (MBUX der neuesten Generation).  

Zwar kann man sich vorstellen, dass die C-Klasse aufgrund ihrer gleichen Elektronik-Architektur wie die S-Klasse sich in speziell präparierten Parkhäusern vollautonom einen Platz suchen könnte. Doch will Mercedes hier zunächst klar seinem jüngst eingeführten Flaggschiff den Vorzug geben. Ebenso verfährt man mit der Level-3-Tauglichkeit. Autonomes Fahren auf der Autobahn bis Tempo 60 soll erst einmal dem W 222 vorbehalten bleiben, für den der Vertrieb bereits über 40.000 Bestellungen eingesammelt hat. Rekord bei dieser Baureihe.

Festhalten wollen die Stuttgarter Autobauer bei der C-Klasse traditionsgemäß an den Derivaten Coupé und Cabriolet. Sie stehen für 2023 auf dem Plan, sind aber wohl etwas höher positioniert, um auch Kunden der E-Klasse mit abzuholen. Deren Coupé und Cabrio erhalten nämlich keine Nachfolger.  

Neu bei der C-Klasse ist das T-Modell (Kombi) in einer All-Terrain-Version, mit leicht höher gelegter Karosserie, größeren Rädern und Gelände-Fahrmodus (Debüt: noch 2021). Ungefähr ein Jahr später könnte dann der Nachfolger des GLC seinen Aufschlag haben. Auch beim X 254 dürfte Designchef Gorden Wagener an seinen ruhigen Linien festhalten. Große Unterschiede zum bestehenden Modell sind nicht zu erwarten. Leider auch keine weiter optimierte Brennstoffzelle. Das Thema Wasserstoff im Pkw hat Mercedes mit dem GLC F-Cell in vorigen Jahr beerdigt. Wiederaufnahme? Offen.  

Foto: Daimler

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