Unser Plan nach der wochenlangen Überfahrt auf den südamerikanischen Subkontinent war, durch Chile und Argentinien von Nord nach Süd dieses riesige Land zu durchmessen, uns dabei immer wieder der gewaltigen Andenkette zu nähern und uns in deren östlichem und westlichem „Schatten“ durchzukämpfen bis nach Feuerland („Tierra de Fuego“) an der Südspitze. Je weiter wir nach Süden kamen, wurden die klimatischen und wegetechnischen Voraussetzungen umso schwieriger und härter, die Landschaften aber deutlich schöner, bunter, bezwingender. Und menschenärmer. Wenn bei uns in Europa Winterzeit ansteht, herrscht auf der Südhalbkugel so etwas wie Sommer. Dann geht vieles einfacher, wir hatten aber auch Schneeketten für die kalte und schneereiche Jahreszeit dabei. Dort, wo sich Argentinien nach Süden dann auf eine Breite von etwa 200 bis 300 Kilometer zuschnürt, zwischen dem 65. und 75. Längen- und dem 45. und 55. Breitengrad, hatten wir die eisbedeckten Gipfel der Anden stets vor uns. Der berüchtigte „Fitz Roy“ und der „Cerro Torre“ ragten wie weiße Granit-Fanale von der Pazifik-Seite herüber und begleiteten uns einige Wochen, von unterschiedlichen Seiten und Formen natürlich. Wir hatten unseren Allrad-Camper so ausgestattet, dass wir energietechnisch nahezu autark waren, schließlich mussten wir darin leben und arbeiten. Das half dann in den schweinekalten Nächten, wo wir es mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad zu tun hatten. Ein halbes Jahr später kletterte das Thermometer an einigen Tagen dann bis nahe 30 Grad plus…
Die Magellan Straße trennt das argentinische (und auch Teile von Chile) Festland von der Insel „Feuerland“ in eine Ost-West-Fläche. Die Insel ihrerseits ist in Nord-Süd-Richtung „halbiert“: die Westseite gehört zu Chile, die Ostseite zu Argentinien. Dort, wo diese Meerenge sich vom Atlantik im Osten in den Pazifik im Westen begibt, liegt ein weites Archipel, das von bis zu 250.000 Pinguinen zeitweise fest bewohnt wird. Schließlich sind es nur noch etwa 1.500 Kilometer bis zur Antarktis. Wir durchmaßen etliche National Parks, oft an und neben der „Ruta Nacional 40“ gelegen, mit viel Schotter und Steinen, aber wenig Asphalt. Seen mit changierenden Farben, die je nach Tageszeit und Licht kaleidoskopartig funkelten oder strahlten: von kristallklar silbern über azurblau, feuerrot, sonnengelb bis zu fast schwarz. Nur wenige Häuser, meist eher Hütten, und noch weniger Menschen fanden wir zwischen Wiesen, Weiden und Bergen. Wir näherten uns unserem Ziel, wenngleich in bedachten Schritten. Ushuaia ist mit etwa 60.000 Bewohnern der größte Ort und die Hauptstadt von Feuerland, zugleich die südlichste Stadt der Welt. Als Handelszentrum im mittleren 19. Jahrhundert gegründet, wuchs die Stadt auch zum zentralen Ausgangspunkt für Expeditionen und Tourismus in die Antarktis. Dreieinhalb Jahre waren wir unterwegs, bis wir das Ende der Welt erreicht hatten. Tatsächlich per Auto!
Text: Chema Huete (Mitarbeit: Frank Nüssel)
Fotos: Chema Huete