Jubiläum: Geschwindigkeits-Weltrekord für Geländewagen und SUV

In erster Linie dienen Fahrzeuge, die mit Allradantrieb und Getriebeuntersetzung ausgestattet sind, eher dem sicheren Fortkommen in anspruchsvollem Gelände. Also dort, wo es steil und steinig wird.

Es war das Jahr 2016. Die SEMA, die weltgrößte Tuning-Show, die ihren festen Platz in den USA hat, hatte gerufen und jeder, wirklich jeder, der sich dem Tuning von Fahrzeugen verschrieben hatte, musste hier antreten. Reine Image-Sache. Und wer auch noch mit einem Rekord-Fahrzeug auf seinem Messestand aufwartete, hatte besonders gute Karten beim wissbegierigen und kenntnisreichen Fachpublikum. Das wussten auch die Ingenieure im „Toyota Motorsports Technical Center“ in Los Angeles, wo die Glocken besonders vernehmbar läuteten: Da müssen wir hin und was Besonders zeigen.

Sie hatten sich für einen Toyota Land Cruiser, den „Großen“, entschieden, der als Geländewagen weltweit für sicheres Fortkommen und gediegenen Komfort auf Autobahnen und im harten Gelände bekannt war (und noch immer ist). Warum nicht einen Weltrekord aufstellen? Einen für Geländegänger und SUV? Als Probanden wählten die Fachleute jenes Modell, das in den USA mit einem V8-Benziner geliefert wird und in der Serie aus 5,7 Litern Hubraum 381 PS (280 kW) generiert. Ob das Bungalow-hohe Basisfahrzeug (Volksmund: “ Luftwiderstands-Beiwert wie der Kölner Dom“) für den Weltrekordversuch geeignet war, bewiesen die Ingenieure dann nachhaltig. Als Erstes wurde die komplette 7-fach-Bestuhlung ausgebaut und nur ein Rennsitz mit den bewährten 6-Punkt-Sicherheitsgurten installiert. Dazu ein stählerner Innenkäfig für den Fall, dass …

Die großen Außenspiegel wichen kleinen Kameras, die die Sicht zum Fahrer gewährleisteten. Statt der üblichen Pneus für sicheren Vortrieb auf Straße und im Gelände wurden Highspeed-Reifen der Dimension 315/35-ZR20 aufgezogen, die Karosserie insgesamt um etliche Zentimeter tiefer gelegt. Dem mächtigen Achtzylinder wurde mittels zweier gigantischer, Volleyball großer Garrett-Turbolader mit entsprechenden Ladeluftkühlern („Intercooler“) so viel zusätzliche Atemluft eingeblasen, dass die Leistung um das gut 6-Fache der Basisleistung wuchs. 2.000 PS( 1.471 kW) standen letztlich an, auch dank veredelter Kolben und verstärkter Pleuel. Das Triebwerk verfügte zudem über ein Wastgate und ein Blow-off-Ventil, das den Motor vor dem Platzen durch inneren Überdruck schützte (Audi hatte das System bereits in den 80er -Jahren bei seiner Rallye-Granate Quattro S1 eingeführt unter dem Namen „Popp- off“-Ventil). Gleich 3 Benzinpumpen mussten für gleichmäßigen Hochdruck in den Leitungen sorgen. Und zwei Orgel-Basspfeifen-große „Sidepipes“ (kürzere, seitlich aus der Karosserie ragende Auspuffrohre) waren für den schnellen Abgastransport verantwortlich. Eine 8-Gang-Automatik des Getriebespezialisten Weismann wurde statt der serienmäßigen Automatik eingebaut. Der ehemalige NASCAR- Toyota Werksfahrer Carl Edwards trieb anschließend das Leistungstier 2017 über einen Flugplatz auf 370,18 km/h (230,02 Meilen). Der Weltrekord war geschafft, nunmehr vor drei Jahren genau.

Fotos: Nüssel, Toyota Motorsport

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