Dakar 2020: Toyota gegen MINI

Es ist ein heftig geführter Kampf der Systeme. Hier die 5-Liter-V8-Benziner-Triebwerke mit knapp 500 PS plus Allradantrieb bei den Toyota-Hilux-Pickups, dort die fast zierlich wirkenden MINI (4x4) und MINI-Buggy (4x2) von X-raid (BMW-basiert) mit ihren 6-Zylinder Dieselmotoren und ca. 355 PS.

Beim Ruhetag in der saudischen Hauptstadt Riad dürfen getrost mal einige Zwischeninformationen verraten werden, die den aktuellen Gesamtstand etwas erläutern. Wer die beiden Fahrzeugmarken und Konzepte einmal in einer der schnellen Wertungsetappen an sich hat „vorüberrauschen“ sehen und hören, mag es nicht glauben, wie unterschiedlich beide Spitzenfahrer, Stéphane Peterhansel (MINI-Buggy) und Nasser Al-Attiyah (Toyota Hilux) ihre Eindrücke schildern.

Der Qatari: „Wir alle finden doch die identischen Bodenverhältnisse vor. Es ist stets eine Frage, wer diese ekligen Hindernisse am sichersten und schnellsten umfahren kann. Auf der letzten Etappe viel Sand, dazwischen die tückischen Kamelgras-Büschel (obwohl es dort nur Dromedare gibt), versteckte Felsbrocken im Sand. Ansonsten alles flach und schnell. Keine Wadis (ausgetrocknete Flussbetten), keine alpenähnlichen Gebirgsformationen, keine Bäume, nur Himmel und Sand. Wir sind schnell unterwegs, stets am Limit mit der Konzentration, stundenlang bis zum Biwak. Es gilt so schnell wie möglich und so vorsichtig wie nötig da durchzukommen. Bevor ich unseren Hilux aufs Dach lege, nehme ich das Gaspedal etwas zurück, sichere weiterhin meinen wichtigen zweiten Platz im Gesamtklassement.“

Peterhansel, unmittelbar hinter Al-Attiyah liegend, Team- und Modellkollege von Sainz an der momentanen Spitze: „Ich wechsle inmitten einer Düne einen platten Reifen, da fliegt Kollege Sainz vorbei, unfassbar schnell. Nach dem Radwechsel geht’s sofort an die Verfolgung. Keine Chance, Carlos entschwindet am Firmament in einer gigantischen Staubwolke. Wir bleiben bei unserem Konzept: abwarten, nahe dranbleiben und erst attackieren, wenn entweder der Gegner oder die Verhältnisse es zulassen“. Typische Philosophie eines Mannes, der seit Jahrzehnten siegreich und souverän in den Wüsten der Welt unterwegs ist.

Die letzte Etappe vor dem Samstag-Ruhetag sah unter den Top-Ten drei Gazoo Toyotas mit Al-Attiyah, de Villiers und ten Brinke. Der X-raid-Rennstall von Sven Quandt ist mit 4 MINI unter den besten 10 vertreten: Neben Sainz und Peterhansel sind das Terranova und Seaidan. Peterhansel hat Etappe 6 gewonnen und an Sainz‘ Vorsprung knapp zwei Minuten abgeknabbert.

Das kann noch richtig „heiter“ werden!

Fotos: Toyota Media Europe, X-raid Presse

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