Rallye du Maroc: Finale furioso

Fast Halbzeit: Das Hauen und Stechen geht unvermindert weiter. Während vorne die Favoriten mit recht unterschiedlicher Fortune tätig sind, setzen die Teams in der Mitte mehr auf Ankommen, um die Schäden an den Fahrzeugen gerade noch im Rahmen zu halten.

Den dritten Tag gewann zur großen Überraschung Yazeed Al-Rajhi auf seinem privaten Overdrive Hilux (Toyota) und nahm Nasser Al-Attiyah 01:58 Minuten ab. Das saß! Stéphane Peterhansel kam gar mit einem Minus auf den Sieger von 08:04 Minuten an und verlor im Gesamt noch einiges. Teamkollege Carlos Sainz machte es da besser, mit nur 02:04 Minuten Verspätung kam er als Dritter ins Tagesziel. Jakub Przygoński wurde guter Fünfter. Nani Roma geht insgesamt mit dem Borgward BX 7 DKR EVO ausgezeichnet um – seine jahrzehntelange Erfahrung verhalf ihm zu einem feinen achten Tagesplatz. Der vierte Tag hatte es im Sinne des Wortes „in sich“: Al-Attiyah haderte mit einem technischen Problem, das aber gelöst werden konnte. Bei der folgenden Aufholjagd übertrieb er es ein wenig, legte eine mehrfache seitliche Rolle hin und verlor nochmals gute 20 Minuten: Weg war die Führung. Viel schlimmer, er hatte einen kräftigen Felsen berührt, der das zentrale Nervensystem der Gesamtelektronik außer Betrieb setzte. Teamchef Glyn Hall dazu: „Das hatten wir noch nie, wir müssen das Teil noch besser schützen“. Auch Peterhansel wollte weiter vorn fahren, verlor aber seinen MINI-Buggy durch einen seitlichen Umkipper (bei dem dann die Konkurrenten de Villiers und ten Brinke halfen!), so dass er wertvolle Zeit verlor, dabei aber Al-Attiyah im Weltcup überholen wird.

Der ganze Tag wurde geadelt durch zahlreiche lange Duelle zwischen Serradori und Al-Rajhi, zwischen Peterhansel und de Villiers. Der „lachende Dritte“ war diesmal Carlos Sainz auf dem zweiten MINI-Buggy von X-raid. Er war einfach nur sorgfältig und schnell, gewann die Tageswertung vor Jakub „Kuba“ Przygoński auf dem JCW-MINI Allrad und de Villiers (Toyota Gazoo). Auf der 4 bereits Nani Roma! Auch Serradori auf dem Buggy mit dem V8-Chevy verlud etliche Favoriten und lief auf Platz 5 ein. Top-Favorit Al-Attiyah kam nach der Reparatur zurück und durfte sich noch den 25. Tagesrang gutschreiben lassen, mit 1:58 Stunden Malus. Peterhansels ging es nicht viel besser: Mit 1:22 Stunden minus wurden sie auf Platz 22 gewertet.

Neues Gesamtergebnis: De Villiers, Sainz, Serradori, Przygoński, Peterhansel, Al-Rajhi, Roma, Varela. Und: Alonso, ten Brinke und Domzala wurden mit je 70 (!) Stunden Zeitstrafe belegt wegen Verlassens der Strecke für Reparaturzwecke im Biwak. Al-Attiyah wird es nicht besser ergehen zum Start der letzten Etappe. Und beim Start verkündete er prompt seinen Rückzug!

Nun war wieder alles offen, vorne beharkten sich Sainz, de Villiers, Serradori, Al-Rajhi, Przygoński und der Russe Kariakin. Das Ziel vor Augen, meldete Sainz ein technisches Problem, mühte sich sichtbar ab, den Sieg nicht zu verschenken, verlor dann aber doch gegen de Villiers, der für Toyota Gazoo den Sieg schaffte. Sainz (MINI-Buggy) wurde „Vize“ und Przygoński (JCW MINI) biss sich auf Platz 3 vor, da kurz vor dem Ziel Serradori vor ihm die Segel streichen musste. Echt bitter. Das Ehepaar Peterhansel nach viel Pech noch auf dem 4. Rang vor Al-Rajhi (Toyota Overdrive) und Nani Roma auf dem zuverlässigen Borgward BX 7-DKR EVO. Peterhansels gewannen noch den CC-Weltcup mit einem Punkt Vorsprung vor Al-Attiyah.

Zwei Stunden nach Ende dann ein Schock für Serradori/Lurquin, die stolzen Dritten: Dem Protest eines Konkurrenz-Teams wurde vom Veranstalter stattgegeben, das führte zur Disqualifikation. So kam Przygoński (MINI JCW) noch aufs Treppchen als neuer Dritter. Alle anderen durften um einen Platz vorrücken. Eher nicht gerade die feine Art der Mitbewerber. Egal, wer es nun war…

Fotos: Teams

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