CD-Tipp – Woodstock: Back To The Garden (50th Anniversary)

400.000 Besucherinnen und Besucher auf zweieinhalb Quadratkilometern, 32 Künstlerinnen ud Künstler (rechnet man Solisten und Bands zusammen als jeweils einen "Act"), das alles an vier Tagen in einem August. Auftritte zu allen Tageszeiten - klar, das war Woodstock.

2019 jährt sich das legendäre Festival zum 50. Mal. Gäbe es einen triftigeren Grund als den runden Geburtstag für eine wohlfeil aufgemachte CD-Ausgabe? Drei CDs sind es geworden, mit Live-Auftritten wirklich aller Künstler des Festivals, und „live“ heißt in dem Fall wirklich, dass die Atmosphäre eingefangen wird, so, wie sie war, Nebengeräusche inbegriffen.

Stört das die Qualität? Keineswegs. Fast noch wichtiger ist: Beim Hören wird die tatsächliche Bedeutung des Festivals (wieder) so richtig deutlich. Woodstock war und ist immer wieder ein Thema in den Medien, gerne auch mit dem Fluidum des „shocking behaviour“ versehen, Hippies und alles, was zu deren Kultur gehört oder was darüber kolportiert wird. Klammert man all das einmal aus, bleibt immer noch genug Bedeutung übrig, die das Festival aus gutem Grund zur Legende hat werden lassen.

Joe Cocker hat hier seine Karriere begonnen, Jimi Hendrix einen seiner letzten Auftritte hingelegt. Janis Joplins Karriere nahm in Woodstock Fahrt auf. Dass diese gut ein Jahr später ein tragisches Ende finden würde, ahnte natürlich niemand. Santana hat erst kürzlich noch ein mehr als respektables Werk vorgelegt. Viele Bands allerdings exisitieren schon lange nicht mehr, und viele Künstlerinnen und Künstler sind eben auch zwischenzeitlich verstorben. Allesamt solche, die von Jüngeren gerne als Vorbilder zitiert werden: Tim Hardin etwa, lebenslang unterschätzt, Crosby, Stills, Nash & Young, Creedence Clearwater Revival und, und, und …

Nicht zu vergessen an dieser Stelle Künstler, die tatsächlich heute mehr oder minder vergessen sind: John B. Sebastian zum Beispiel (Ex-„Lovin‘ Spoonful“), um dessen Auftritt sich Gerüchte rankten, die mindestens so blumig waren wie die Mode der Festivalbesucher. Oder Arlo Guthrie, zeitweise als Folksänger erfolgreich in die Fußstapfen von Vater Woody getreten. Oder Grace Slick, die ihren Auftritt den Frühaufstehern unter den Besuchern widmete und auch später beeindruckend darlegte, wie man dem Geist dieser Zeit verbunden bleiben konnte, ohne als „Althippie“ irgendwann (mehr oder minder verächtlich) wahrgenommen zu werden.

Die „50th Anniversary Edition“ kommt gut sechs Wochen vor dem eigentlichen Jubiläum (15. bis 19. August) heraus. Hörenswert wegen der technischen Qualität ebenso wie als Zeitdokument!

Woodstock: Back To The Garden. 50th Anniversary Edition. Rhino

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