Einen Schutzengel und einen Pechvogel hatte das KÜS Team75 Bernhard beim letzten Lauf zum ADAC GT Masters auf dem Hockenheimring in seinen Reihen.
Pechvogel war Ex-Porsche-Junior Laus Bachler (27, Österreich), der nach starkem Qualifying, in dem er den Porsche 911 GT3 R der Mannschaft aus Bruchmühlbach-Miesau auf Startplatz acht stellte, bereits in der allerersten Kurve abgeräumt wurde. Klaus blieb zum Glück unverletzt, das Auto war aber irreparabel beschädigt, das Rennen war damit für die Startnummer 18 beendet. Teamkollege Adrien De Leener (29, Belgien) kam nicht mehr zum Einsatz.
Zum Schutzengel wurde das Schwesterauto mit der Startnummer 17. Kévin Estre (29, Frankreich) war bei der Reifenlotterie unter schwierigen Bedingungen – die Piste war zunächst nass, trocknete dann aber zunehmend ab – nicht über Platz 18 hinausgekommen. Im Rennen machte der Porsche-Werksfahrer dann aber viele Plätze gut und kam als Sechster zum Pflichtboxenstopp. Langstreckenweltmeister Timo Bernhard (37, Bruchmühlbach-Miesau) übernahm und kam unmittelbar hinter dem in der Meisterschaft führenden Porsche von Herberth Motorsport zurück auf die Strecke. Hätte Timo den Markenkollegen überholt, wäre der Titel verloren gewesen. Mit einer taktisch klugen Fahrt verzichtete Timo zugunsten der Kollegen auf einen Platzgewinn, schirmte diesen fair gegen die Konkurrenz ab und durfte nach dem Rennen zum Titel in der „Liga der Supersportwagen“ gratulieren.
Timo Bernhard: „Das Qualifying mit Platz 18 war natürlich nicht ideal. Trotz allem hatte Kévin einen super Stint, ist richtig nach vorne gefahren. Nach dem Stopp waren wir auf Platz sechs, lagen direkt hinter dem Porsche von Robert Renauer. Es war klar, dass er diese Position benötigt, um Meister zu werden. Als Porsche-Werksfahrer muss man in einer solchen Situation die eigenen Interessen zurückstecken. Deshalb herzlichen Glückwunsch an Herberth Motorsport zum Fahrertitel. Wir haben gezeigt, dass wir ein sehr schnelles Auto hatten und das wir ganz vorne mitkämpfen können. Ich denke, es wäre noch einige Positionen nach vorn gegangen, das Podium war drin. Das ist der einzige Wermutstropfen. Wir wären hier gerne noch einmal auf dem Podium gestanden, das hätte die Leistung belohnt. Wir haben in diesem Jahr schön gekämpft, das Glück war leider nicht immer auf unserer Seite. Wir haben uns im Lauf der Saison stark verbessert, gegen Schluss waren wir absolute Siegkandidaten. Ich möchte mich beim Team, bei allen Partnern, allen Fans und Freunden bedanken. Es war in Sachen Resultate nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Aber was Leistungssteigerung, Lernkurve und Teamgeist angeht, war es eine Saison, die sehr viel Mut macht im Hinblick auf das kommende Jahr. Dann greifen wir richtig an.“
Kévin Estre: „Ein sehr gutes Rennen. Aber schade um das Qualifying, wir hätten heute das Rennen gewinnen können. Wir hatten ein extrem schnelles Auto. Beim Start habe ich viele Plätze gutgemacht und das Chaos überlebt. Danach habe ich noch ein paar Autos überholt, alles war gut. Beim Boxenstopp haben wir noch einen Platz gewonnen. Danach ging es um die Meisterschaft. Wir wollten Porsche nicht schaden, sind hinter Robert Renauer geblieben und haben ihn ein bisschen beschützt. Das hat gut funktioniert. Ich bin sehr glücklich für Porsche, diese Meisterschaft wollten sie schon so lange gewinnen. Leider ist es nicht unser Auto. Ich denke, wir haben in diesem Jahr viel gelernt. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht für Timo und das gesamte KÜS Team75 Bernhard zu fahren.“
Klaus Bachler: „Ein solches Saisonende ist einfach extrem schade. Es tut mir sehr leid für das Team. In Kurve eins wurde ich von hinten leicht angestoßen, das konnte ich noch abfangen. Aber dann kam Maximilian Götz rückwärts raus – es ist halt eine Kettenreaktion gewesen. Schade, dass es uns getroffen hat.“
Adrien De Leener: „Kein guter Tag. Klaus hatte bei schwierigen Bedingungen einen richtig guten Job im Qualifying gemacht, wir waren bester Porsche. Das Ziel war natürlich, um das Podium zu kämpfen und Punkte für das Team zu holen. Beim Start gab es dann an der Spitze einen völlig unnötigen Kontakt mit dem folgenden Unfall. Für das Team ist das natürlich ein Rückschlag. Das Wichtigste ist aber, dass Klaus nichts passiert ist. Unterm Strich können wir mit unserer Performance in diesem Jahr zufrieden sein. Danke ans Team.“
Teammanager Klaus Graf: „Zunächst einmal Glückwunsch an Porsche und Herberth Motorsport zum Gewinn der Meisterschaft. Ich denke, wir haben heute unseren Teil dazu beigetragen, dass es so gekommen ist. Kompliment an Timo und Kévin, die ein sehr souveränes Rennen gefahren sind. Wir hatten heute ein superschnelles Auto, leider spiegelt sich das nicht ganz im Resultat nieder, da Timo den Herberth-Porsche aufgrund der Meisterschaftssituation nicht angegriffen hat. Besonders leid tut es mir für unsere Startnummer 18. Klaus ist unverschuldet in einen Unfall verwickelt worden, leider ist das Fahrzeug sehr stark beschädigt. Diese Aktion eines Konkurrenten im Vorderfeld war völlig unnötig, aber wir können es halt nicht mehr rückgängig machen. Wir haben in diesem Jahr viel gelernt, hatten aber leider nicht immer das Glück auf unserer Seite. Trotzdem haben wir gezeigt, was in uns steckt. Wir denken, wir kommen im nächsten Jahr umso stärker zurück.“
Text: Peter Schäffner
Fotos: Gruppe C Photography