Der Titel ist irreführend. Hoffmann & Hoffmann haben sich seinerzeit nicht mit dem Repertoire etabliert, wie es für Cindy & Bert, Nina & Mike oder Phil & John (falls sich noch wer an die Jungs erinnert) typisch war. Aber bevor man das erklärt, muss man anno 2018 wohl vorab die Interpreten vorstellen.
Günter und Michael Hoffmann – auf wohlklingende Pseudonyme wurde verzichtet – hatten ihren großen Durchbruch 1977. Himbeereis zum Frühstück war ein launiges Lied über die Lust am Verrücktsein. Das war damals en vogue. Im selben Jahr sah Udo Jürgens Mit 66 Jahren in die Zukunft. Wilken F. Dincklage, dem Umfeld der Hamburger Rentnerband zuzuordnen und als Radio-Moderator zu seriösem Renommee gelangt, sprengte Tarzan ist wieder da die optischen und akustischen Schönheitsideale und schaffte es in die Top 5 der Verkaufscharts. Der prilblumenbunte Schlager der Vorjahre verlor zwar an Popularität, aber die Gegenentwürfe dazu hatten eben mehr und mehr Erfolg.
Im Falle von Hoffmann & Hoffmann stand der Text allerdings sehr im Gegensatz zum unspektakulären Auftreten des Duos. Trotzdem dürfte hierzulande Himbeereis zum Frühstück bis heute bekannter sein als das Original, Crossfire, der amerikanischen Bellamy Brothers.
Hört man auf dieser CD den Titel Der Boxer, ahnt man, dass die Nähe zu Simon & Garfunkel nicht zufällig gewählt war. Auch Amerika geht in die Richtung und klingt, liest man die aktuellen Schlagzeilen, geradezu unfasslich aktuell. Vor allem aber muss man Rücksicht nennen. Jenen Titel, mit dem das Duo 1983 im Vorfeld zum Grand Prix Eurovision zahlreiche Mitbewerber hinter sich ließ und mit einem Text von Volker Lechtenbrink dann international auf Platz 5 landete. Keine Konfektionsware in einem damals auf Wohlklang abonnierten Umfeld. Das war schon eine solide Karriere und alles andere als eine musikalische Drei-Tages-Fliege.
Diese Karriere fand nur wenige Monate später ein abruptes Ende – mit demSuizid von Günter Hoffmann 1984. Die jetzt neu erschienene CD versammelt die Orignalaufnahmen aus den Siebzigern und Achtzigern in bester Klangqualität. Bis zu dieser Veröffentlichung konnte man das allenfalls über YouTube sehen und hören – oder eben auf den mehr oder minder verkratzten Vinyl-Schallplatten von früher.
Für Nostalgiker ein Muss, für diejenigen, die mit dem Doppelnamen bislang nichts anzufangen wussten, sicher eine interessante Neuentdeckung. Auch wegen der schon erwähnten Aktualität vieler Titel, die man bei einer solchen Neuauflage eher nicht erwartet.
Hoffmann & Hoffmann: Lieblings-Schlager (DA Music)