KÜS Interview: Ihre Meinung bitte, Herr Kaufmann!

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KÜS: Herr Kaufmann, was war für Sie die größte Herausforderung bei der Konzeptionierung des neuen Ford Focus?

Alf Kaufmann: „Wir haben quasi auf einem weißen Blatt Papier angefangen. Der Focus ist unser erstes Modell, das auf der komplett neu entwickelten C2-Plattform basiert. Auf der Design-Vorgabe, die es erlaubt den Radstand um fünf Zentimeter in die Länge zu ziehen und damit ungleich bessere Platzverhältnisse zu schaffen, mussten wir einen Kompromiss aller Beteiligten finden. Das ist ein langwieriger, aber auch sehr spannender Prozess. Mitunter bin ich abends nach Hause gekommen und habe ein bisschen etwas vom Tagesablauf erzählt. Dann hat meine Frau gesagt: „Du willst mir doch nicht allen Ernstes sagen, dass Du Dich heute den ganzen Tag um zwei Millimeter gestritten hast.“

KÜS: „Sie haben 30 verschiedene Assistenzsysteme in den Ford Focus implantiert, z.B. die Schlagloch-Erkennung. Weiß der Kunde eigentlich noch, was er da alles so an Helfern im Auto hat – und wann ist das Ende der Fahnenstange bei diesen Dingen erreicht?“

Alf Kaufmann: „Das ist ja nicht so, dass wir sagen, jetzt kann man nichts mehr an Assistenzsystemen entwickeln, wir sind fertig. Nein, wir haben ja immer noch ein Ass im Ärmel. Und viele Systeme sind ja Weiterentwicklungen, basierend auf bereits bekannten Helfern. Ich glaube, dass der Kunde sich sehr viele Gedanken macht um das, was sein Fahrzeug kann oder irgendwann einmal können wird. Wir sind ja auf dem Weg zum teilautomatisierten Fahrzeug. Was der Gesetzgeber aber vorschreibt, ist, dass immer noch die Hand am Lenkrad sein muss.“

KÜS: „Wenn so viele Experten aus verschiedenen Fachbereichen über Jahre an so einem Projekt arbeiten, muss irgendwann einmal eine Entscheidung zu bestimmten Punkten getroffen werden. Es kann ja nicht dauernd diskutiert werden. Wie sehen Sie Ihre Rolle in diesem Prozess?“

Alf Kaufmann: „Ich bin so etwas wie der Moderator, muss die Vorschläge und Meinungen, das Machbare und eben auch das noch nicht Machbare zusammenbringen. Aber letztlich muss bei aller Dialog- und Diskussionsfähigkeit auch ein Konsens gefunden werden.“

Alf Kaufmann ist Leiter Gesamtfahrzeug-Entwicklung Ford Focus. Er sprach mit Jürgen C. Braun bei der Presse-Präsentation der vierten Generation des Ford Focus.

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