Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Auch wenn Sie sich nicht sonderlich für den Volkssport Nummer eins und für „König Fußball“ interessieren, werden sie in den nächsten Wochen der Weltmeisterschaft in Russland nicht umhin kommen, dass Ihnen das Thema – in welcher Form auch immer – begegnet. Fußball aber ist längst nicht mehr nur Volkssport, sondern ein Geschäft, in dem es um riesige Summen geht. In der vergangenen Saison stiegen die Umsätze in den vier europäischen Top-Ligen in Italien, Spanien, England und Deutschland auf schwindelerregende 25,5 Milliarden Euro.

Kein Wunder also, dass dort, wo es um solche Zahlen-Kolonnen geht, die Industrie in Form von Sponsoren oder auch medialen Trittbrettfahrern nicht weit weg ist und sich die visuelle Präsenz in den fünf Wochen bis zum Finale am 15. Juli einiges kosten lässt. Mercedes-Benz ist schon seit Jahren offizieller Ausrichter der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der südkoreanische Hyundai-Konzern stellt schon seit den Turnieren zu Anfang des Jahrtausends die Teambusse und offizielle Fahrzeuge für die Teilnehmer und deren Entourage. Mit entsprechend auffallendem Branding auf den Fahrzeugen.

Jetzt hat Hyundai schon im Vorfeld des Turniers die Gunst der Stunde genutzt, um in einer Vorab-Kampagne die besten Sprüche für den Bus des jeweiligen Teilnehmerlandes zu ermitteln. Wer mitmachte bei diesem Spiel, konnte eine Reise nach Russland zu einer bestimmten Partie mit Begleitperson gewinnen. Eingegangen waren rund 160 000 Vorschläge für die Beschriftung der 32 Teambusse, die Hyundai stellt. Pro Nation standen die jeweils besten drei Sprüche online zur Abstimmung.

Interessant ist, welcher Schriftzug für den Bus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft dabei als Sieger hervorging. Immerhin reist die DFB-Auswahl als Gewinner des Turniers von Brasilien im Jahr 2014 mit dem Ziel an, ihren Weltmeister-Titel erneut zu verteidigen. „Zusammen. Geschichte schreiben“: Dieser Slogan wird den Bus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zieren, der das Team in die Stadien der Weltmeisterschaft in Russland bringt.

Wenn Sie mich fragen, liebe Leserinnen und Leser: So ganz erschließt sich mir der Hintergrund dieses Wortspiels nicht. Denn selbst, wenn es der Mannschaft um Bundestrainer Joachim Löw gelänge, wieder als Weltmeister nach Hause zu kommen, wäre das kein Titel für die Geschichtsbücher. Das gelang beispielweise der Auswahl der brasilianischen „Fußballgötter“ seit der ersten Weltmeisterschaft vor exakt 80 Jahren auch schon, und zwar 1958 und 1962.

Vielleicht sollten wir es also bei der Deutung des Begriffs „zusammen“ belassen. Was sicherlich nicht nur im Sinne des deutschen Mannschaftsgeistes wäre, sondern auch dem Autobauer aus Südkorea zupass käme. Wenn derlei hehre Werte wie Einigkeit und Zusammengehörigkeit auf einem Hyundai-Bus vier Wochen lang durch Russland und über die Bildschirme fahren, dann ist das auf jeden Fall ein paar Millionen Euro oder Dollar wert.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun

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