Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wer an diesem Wochenende ein klein wenig für die Faszination des Automobils in seinem Grenzbereich übrig hat, für den ist es keine Frage, dass er sich aufmacht zur „Mutter aller Rennstrecken.“ Bis zu 200.000 Menschen, so der veranstaltende ADAC, werden bis zum Sonntagabend auf den Campingplätzen rund um die Nordschleife des Nürburgrings beim 24-Stunden-Rennen erwartet. Das ist eine deutsche Großstadt-Kategorie: Kassel, Erfurt, Rostock etwa, sagt das Online-Nachschlagewerk Wikipedia.

Was treibt die Menschen in dieser Häufung zu einem solchen Ereignis? Es kann nicht nur der Motorsport sein. Den bekommt man auch bei einem Sprintrennen über rund zwei Stunden oder sogar weniger auf der schönen hohen Tribüne zu sehen, auf der man alles gut überblicken kann – und wo keine Gefahren lauern, man könne sich etwa die Jeans oder die neue Sommerbluse in verschlammten Wiesen verschmutzen.

Das „größte Rennen der Welt“, wie viele, die Jahr für Jahr immer vor Ort sind, den Eifel-Klassiker bezeichnen, übt seinen ganz besonderen Reiz aus verschieden Positionen aus. Für die, die die Nacht zum Tag machen, sich der ständigen Akustik-Untermalung von 150 Fahrzeugen zwischen knappen 100 und an die 500 PS am Streckenrand hingeben, genauso wie für die Piloten, die sich mitunter dem ungewöhnlichen Schauspiel nicht entziehen können. Ich habe in diesen Tagen mit einem erprobten Langstrecken-Fahrer, der am Wochenende für die Scuderia Cameron Glickenhaus ins Rennen geht, über dieses Thema gesprochen.

Er empfinde es immer noch als Privileg, dort dabei sein zu dürfen, hat er sinniert und ein persönliches Erlebnis erzählt: „Es war vor ein paar Jahren, als ich ganz allein durch die Fuchsröhre gejagt bin und die Lagerfeuer in der stockdunklen Nacht die Baumkronen angeleuchtet haben. Sonst hat man nichts gesehen. Es war wie ein Nordlicht mitten in der Eifel. Ich habe im dicken Rennfahrer-Anzug Gänsehaut bekommen, als ich dieses Schauspiel für ein paar Sekunden, trotz Rennstress, aufsaugen durfte.“

Es fällt schwer, das ganze Drumherum dieses Rennens, das fast ein wenig Anarchie auf den Campingplätzen mit ihren ausgelassenen Fans mit sich bringt, in Worte zu fassen. Wie so oft bei Veranstaltungen, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit aus dem Rahmen des Üblichen fallen, muss man wohl zumindest einmal dabei gewesen sein, die unvergleichliche Atmosphäre aufgesogen haben, um mitreden zu können. Wenn Sie also, liebe Leserinnen und Leser ein klein wenig „Benzin im Blut haben“, dann lassen sie sich dieses einzigartige Schauspiel (mindestens) einmal im Leben nicht entgehen.

Man kann, darf und sollte dafür vielleicht die Nacht trotz ungewisser Witterung im Freien an der Strecke verbringen. Aber es gibt auch durchaus Möglichkeiten einer „zivilisierten“ Unterbringung. Nur: Darum sollten Sie sich früh genug kümmern. Sie werden es nicht bereuen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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