Mitsubishi Eclipse Cross: Das „Gesicht in der Menge“

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Das jüngste Kind in Mitsubishis Autofamilie heißt Eclipse Cross (vgl. www.kues.de vom 19. Januar 2018: Viel SUV und ein bisschen Coupé) und darf sich zwischen den bereits langjährig bewährten SUV namens Outlander und ASX als systemische Ergänzung verstanden wissen.

Wir hatten nun für eine Woche das derzeitige Topp-Modell übernommen, das, knapp formuliert, über alle Tugenden und Features verfügte, die heute einem modernen SUV zugestanden werden. Heißt: Elektronisch geregelter Allradantrieb, mit 163 Otto-PS und CVT-Automatik, dazu Leder-Innenausstattung, Klimaautomatik und alles, was das ehrenwerte Haus derzeit aufbieten kann, Endpreis: ziemlich genau 35.000 Euro.

Über Design sollte man nicht streiten, es sei denn, da fällt was auf. Vorbei wohl die Zeiten, als klar definierte Linien und Flächen das Außenkleid mit Charakter bestimmten. Beim Eclipse Cross unterbrechen das Blechkleid große Öffnungen, Sicken, Falze, Ausbuchtungen, Schächte, das meiste in verharmlosendem Chrom-Look eingerahmt. Das mag zwar trendy sein, ergibt den Eindruck von optischer Unruhe. Dazu gehört auch der Frühstückstablett-große Heckspoiler, der die hintere Scheibe quer durchmisst und in 2 Teile separiert. Nur die obere Hälfte wird zaghaft von einem Wischerarm gereinigt, die untere Hälfte bleibt verschmutzt. Der Blick nach hinten ist somit nicht optimal. Der mittige Innenspiegel zeigt da auch ein Problemchen: der ist auf einer tablettgroßen schwarzen Plastikplatte montiert, die ihrerseits auf das Frontglas verklebt ist: genau dann, wenn man die schräg rechts nach oben liegende Ampel beobachten muss, ist die schwarze Platte richtig im Weg.

Der Innenraum atmet ansonsten Moderne aus: exzellent verarbeitet, wie bei diesem Hersteller gewohnt, angenehme Materialien, alles sauber eingepasst, vernäht, verklebt. Zwei große, auffällig und mittig platzierte Rundinstrumente für Drehzahl- und Geschwindigkeitsanzeige bilden die Haupt- Informationseinheit direkt vor dem Fahrer. Kleinere Informationsfelder beidseits daneben. Auch noch gut. Dann aber, am vorderen Ende der gewaltigen Mittelkonsole, mitten im tiefen Schacht, kleinere und kleinste optische Infos mit Tasten für individuelle Klimatisierung, Uhrzeit, Sitzheizungsschalter, Kilometerzähler, Kühlmitteltemperatur und noch etliches mehr: der suchende Blick geistert im Tunnel umher, muss von der Fahrbahn jedes Mal ganz weit weg wandern. Das Head-up-Display ist ein optischer Gimmick, der aber etwas hilft. Der Fahrer selbst in permanenter Hab-acht-Stellung, um ja alles zur richtigen Zeit auch richtig ablesen zu können.

Auch das Multifunktions-Lenkrad mit etwa 14 Betätigungstasten lenkt vom Blick nach außen ab. Ein alter Designer-Spruch lautet: Weniger wäre mehr gewesen. Dennoch fühlten wir uns im Eclipse Cross nie verloren. Das hing auch und vor allem mit dem Antriebsaggregat zusammen. Mit einem 1,5 Liter Turbobenziner, der mit 163 PS ausgesprochen satt im Futter steht und noch (für einen Benziner mit so wenig Hubraum) anständige 250 Newtonmeter auf die gerade mal 1,5 Tonnen Gewicht des SUV loslässt. Die neueste Generation der CVT-Automatik ergänzt sich ausgezeichnet mit dem Leistungscharakter, ist auf Ökonomie ausgelegt, kann aber im individuellen Bedarfsfall über einen manuellen Modus via zwei Schaltwippen am Lenkrad für mehr Power und Temperament sorgen. Logisch, dass da spürbar mehr sportive Freude ins Haus kommt. Aber an der Zapfsäule gibt es umgehend die Quittung: den vom Hersteller genannten (Labor-)Durchschnittsverbrauchswert von 6,6 Litern haben wir mit Grandezza verfehlt: 8,7 Liter Super rannen durch die Düsen. Wobei gesagt sein soll und muss: wir waren nicht unbedingt auf Sparflammenfahrt unterwegs, wollten das S(Sports) in SUV mal etwas herausfordern, denn daran scheitert bei vielen Konkurrenzfabrikaten die eigentliche (sportliche) Bestimmung. Der Eclipse Cross hat uns da voll überzeugt.

Zu einem flotten Motor gehört ein entsprechendes Fahrwerk, das hier seinen Job ordentlich macht, aber von achtern Poltergeräusche beim Überfahren von Kanaldeckeln und Fahrbahnnähten erzeugt, die nicht nur akustisch vernehmbar, sondern auch körperlich (wenngleich schwach) spürbar sind. Da half auch der Trick nicht, den Reifendruck um 0,2 bar abzusenken (was natürlich auch keine Dauerlösung darstellt). Noch mehr gefallen würde uns der Testproband, wenn er etwas klarer in den Linien innen und außen, weniger designverspielt, mehr auf Findung der Ruhe, der Vereinfachung, vor uns stünde. Aber auch so darf er sich als das neue Gesicht in der Menge (der SUV) titulieren.

Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot

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