Liebe Leserin, lieber Leser,

was fahren Sie eigentlich für ein Auto? Also, ich meine jetzt nicht welche Marke, will nicht wissen, ob es eine Limousine, ein Kombi, ein Cabrio oder vielleicht auch ein SUV ist. Mich interessiert auch nicht, ob Sie sich für einen Benziner oder einen Diesel entscheiden haben und wieviel PS da unter der Haube Ihres Fahrzeugs zu Werke gehen. Nein, mich interessiert der Name Ihres Modells.

Denn wenn es um die Kennzeichnung neuer Auto-Generationen, neuer Modelle oder auch nur um sogenannte Facelifts geht, dann ist die Industrie da mittlerweile sehr kreativ. Während sich einige Hersteller immerhin noch dazu durchringen können, ihren Exemplaren ganze Wörter wie etwa Zafira, Touran oder Laguna zu geben, (um jetzt ohne Proporz einfach willkürlich ein paar Namen heraus zu greifen), verfallen andere auf die abenteuerlichsten Zahlen- und Buchstaben-Kombinationen.

Kleinen Buchstaben folgen größere, dann wieder ein ix, ein xy, oder sonst was hinterher. Und wenn es dann noch eine besonders sportliche Variante ist, dann wird noch ein GT (für Grand Tourisme) oder ein R (für Rallye) angehangen. So kommt es dann zu den abenteuerlichsten und manchmal sinnentfremdenden Autonamen, die fernab jeder Vorstellungskraft sind, warum dieses Auto nun ausgerechnet so heißen muss oder soll.

Aber es geht auch anders: Vor wenigen Tagen war ich auf einer Presse-Veranstaltung des Autobauers Ford. Da ging es neben vielfältigen Themen rund um den Konzern und dessen Zukunftsausrichtung, auch um den neuen Fiesta. Sehen Sie, der Name ist auch Ihnen ein Begriff. Kein Wunder, denn es ist bereits die achte Generation des kleinen Kompaktwagens, den die Kölner jetzt unter diesem Namen auf den Markt bringen.

Immer weiter entwickelt, immer verbessert, mit immer neuen Zusatzangeboten in puncto Komfort, Sicherheit oder auch Vernetzung ausgestattet. Kurzum: eigentlich immer ein neues, ganz anderes Auto. Aber, und das ist das Erstaunliche: Immer unter dem gleichen Namen! Der Fiesta war ein Fiesta, ist ein Fiesta und vermutlich wird er auch in der neunten oder zehnten Generation ein Fiesta bleiben. Und auch weiter so heißen.

An eine Namensänderung, danach hatte ich bei dieser Gelegenheit gefragt, hat bei Ford übrigens nie jemand im Haus ernsthaft gedacht. Der Fiesta, und zwar das Auto und der Name, stünden für Kontinuität, für Stabilität und auch für etwas Angestammtes, etwas Bewährtes. Eine bleibende, vertraute Komponente, die man dem Kunden nicht nehmen wolle, hieß es. Ein Fiesta sei eben auch immer ein Ford. Auch wenn ein Ford nicht immer ein Fiesta sei.

Mittlerweile gibt es den Ford Fiesta im einundvierzigsten Jahr; gebaut wird er seit 1976. Und es gibt viele Autofahrer – und zwar nicht nur Frauen, wie fälschlicherweise oft kolportiert wird – die in ihrer automobilen Karriere von einem Fiesta in den nächsten umgestiegen sind. Weil sie dem Auto und damit auch dem Namen und der Marke vertraut haben.

Auch das ist eine Marketingstrategie. Wenn auch eine eher ungewöhnliche. Aber eine, die der Konzeption eines verweigerten, unnötigen Wertewandels in unruhigen Zeiten recht gibt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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