Buchtipp – Bakewell: Das Café der Existenzialisten

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Der Buchtitel erinnerte mich spontan an einen verstaubten Folianten, nicht an eine Neuerscheinung. Das mag an meiner Schulzeit gelegen haben, in der mir die Vertreter dieser Philosophie meist als Neinsager aus Prinzip, als quasi prähistorische unverbesserliche Pessimisten begegneten, deren vielleicht bekannteste Vertreter – Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir – noch nicht mal ihre Beziehung auf die Reihe kriegten.

Sarah Bakewell hat mein Bild vom Folianten gründlich entstaubt. Mit britischem Humor geht sie an ihr Thema heran, führt uns 85 Jahre zurück, denn ins Jahr 1932 datiert sie die Geburtsstunde des Existentialismus. Alle Vertreter der Philosophie erscheinen, wie auch ihre Gegenspieler (man denke an Martin Heidegger) als durchaus lebensfreudige Menschen, die schlichtweg Spaß am Denken hatten. Dass das Ganze auch gesellschaftlich von Einfluss war, das Bürgertum ärgerte, den Feminismus inspirierte, weist sie zweifelsfrei nach. Und der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben möglichst ohne allzu viele Vorschriften, der Grundgedanke, ist ja tatsächlich ein zeitlos-aktuelles Thema.

Das Café der Existenzialisten ist ein Lesepaß, bei dem man unmerklich sehr viel lernen kann. Ob und wie sehr die Autorin zu ihrem unkonventionellen Denken und Schreiben von einer Weltreise im VW-Bulli inspiriert wurde, ist (vergnügliche) Spekulation, jedenfalls stellt die vorangesetzte Autorinnenbiographie diese Weltreise recht ausführlich dar. Und was die Philosophie mit einem Aprikosencocktail zu tun hat – das herauszufinden, gelingt bei der Lektüre problemlos.

Sarah Bakewell: Das Café der Exitenzialisten. C. H. Beck Verlag; 24,95 Euro.

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