Als „Grüne Hölle“, so getauft von der britischen Renn-Legende Sir Jackie Stewart, ist er zur vielleicht schwierigsten, aber auch schönsten Rennstrecke der Welt geworden. An diesem Montag feiert der Nürburgring, in den späten 1920er Jahren als Maßnahme zur Wirtschaftsförderung im „Armenhaus der Nation“, der westlichen Eifel erbaut, seinen 90. Geburtstag.
Denn auf den Tag genau vor 90 Jahren, am 19. Juni 1927 gewann der Remagener Hoteliers-Sohn Rudolf Caracciola auf einem Kompressor-betriebenen Mercedes S, das erste Autorennen auf der neuen Attraktion in der bitterarmen Region zwischen Rhein, Ahr, Mosel und Ardennen. „Caratsch“, als der er später in die Motorsport-Geschichte einging, sollte nach diesem Erfolg genauso zur Legende werden wie die Strecke, auf der er das erste Rennen gewonnen hatte.
Errichtet nach zweijähriger Bauzeit und eröffnet 1927 als „Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“ wurde das Labyrinth mit 33 Links- und 40 Rechtskurven, 17-prozentigen Steigungen und elfprozentigem Gefälle für die nächsten Jahrzehnte zum Maßstab für Fahr- und Ingenieurskunst. Die besten und größten Rennfahrer der Welt liebten und verfluchten dieses Asphalt- und Betonband in der Einsamkeit der Eifelwälder gleichermaßen. Erst, als im August 1976 der Feuerunfall des Österreichers Niki Lauda im Streckenabschnitt „Bergwerk“ das Ende der Formel 1 auf der Nordschleife des Nürburgrings bedeutete, wurde eine neue Grandprix-Strecke errichtet, die bereits acht Jahre später frei gegeben wurde.
Zu den regelmäßigen Bewunderern und Kombattanten auf der Nordschleife gehören auch KÜS-Testimonial Timo Bernhard, der dort schon das legendäre 24-Stunden-Rennen als Sieger verließ und KÜS-Prüfingenieur Rudi Speich, seit Jahren in der Langstreckenmeisterschaft und auch beim 24h-Rennen vor Ort. „Es gibt keine auch nur annähernd vergleichbare Strecke, die diese Herausforderungen aufweist“, sagen beide. „Jeder Auftritt, jedes Rennen ist anders, weil man sich auf die extremsten Witterungsverhältnisse einstellen muss. Innerhalb weniger Minuten und Kilometer kann man völlig verschiedene Voraussetzungen vorfinden. Der Ring erfordert immer wieder neue Entscheidungen auf den Punkt und ständige Höchst-Konzentration.“
Einer der Zeitzeugen und medizinischen Helfer an diesem Tag war der Bitburger Unfallchirurg Dr. Horst Werner, eingesetzt mit einer Crew des Eifelmotorsportclubs Bitburg unmittelbar daneben im „Metzgesfeld.“ Werner fährt heute noch mit seinem Sohn Christoph mit einem BMW M3 die Youngtimer Trophy. Er erzählte im Interview aus seinen frühen Jahren auf dem Ring in den 1960er Jahren.
„Es gab ja damals keine Leitplanken an den Strecken, sondern nur Hecken. Da konnte es schon einmal sein, dass jemand mit seinem Auto während einer Touristenfahrt ab durch die Hecke ist und niemand hat es bemerkt. Deshalb wurde zum Schluss auch immer durch gezählt, ob wieder Alle da waren und nicht vielleicht Einer irgendwo unbemerkt durch eine Hecke gebraust war und mit seinem Auto in einer Böschung neben der Strecke lag.“
An diesem Wochenende feiert man in der Eifel im Rahmen der „Nürburgring Classics“ das Jubiläum mit einem dreitägigen Aufgebot an phantastischen Rennfahrzeugen aus den vergangenen Jahrzehnten. Das alte „Eifelrennen“ wird am Samstagabend noch einmal auferstehen. Im diesjährigen Eifelrennen gehen über 180 Fahrzeuge der Youngtimer Trophy sowie des FHR Langstreckencups an den Start. Mehr als 500 Fahrzeuge sind dabei in verschiedenen Rennläufen, aber auch in den beiden Fahrerlagern im Einsatz und können bestaunt werden.
Weitere Infos über das genaue Programm und über Tickets gibt es unter www.nbr-classic.com
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Braun, Nürburgring