Manche Filme regen einen an, sich die Buchvorlage dazu auf den Nachttisch zu legen. Nein, nicht, weil die Chose zum Einschlafen langweilig war, sondern weil etwas sehr Tröstliches rüberkam: Den alltäglichen Wahnsinn gibt's nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen. Und dann sind ein paar Seiten davon geradezu Medizin, bevor man dem nächsten Tag entgegendämmert. Sozusagen.
Von Erholung war nie die Rede ist so ein Buch. Andrea Sawatzki, die man als Schauspielerin oft in der Rolle sehr komplizierter Charaktere erlebt (unvergessen ihre Einsätze als Frankfurter Kommissarin Charlotte Sänger im Tatort), erweist sich als vorzügliche Chronistin des Konstrukts Familie als augenscheinliche Urmutter aller Katastrophen.
Gundula versucht, dieses Konstrukt irgendwie zusammenzuhalten und durch den Alltag zu bugsieren, ohne dass es allzu viele Beulen gibt. Gatte Gerald wirkt schon mal so, als sei er eher das mit Abstand älteste der Kinder als ein alltagstauglicher Lebenspartner. Der Vorschlag, gemeinsam zu verreisen, ist typisch für einen wie Gerald. An sich ja keine schlechte Idee, wenn man nach fast 30 Jahren Ehe merkt: Aus dem früheren Miteinander ist so ein Nebeneinander geworden, immerhin (noch) kein Gegeneinander. Dumm nur, dass Kinder ab einem gewissen Alter für solche Gemeinschaftsunternehmungen nicht mehr so offen sind und die Eltern des gestressten Ehepaares mit von der Partie sein sollen. Und die haben entweder nur sich selbst im Sinn oder entwickeln Wesenszüge, die medizinisch ganz klar als Demenz zu deuten sind.
Von Erholung war nie die Rede packt recht viel Handlung auf engen Raum, so dass der Stoff nie langweilig wird. Andrea Sawatzkis Humor ist ein sehr trockener, den Themen angemessen. Und der Wiedererkennungswert ist, zumindest in Teilen, vielen Leserinnen und Leser sicher.
Andrea Sawatzki: Von Erholung war nie die Rede. Piper Verlag; 8,99 Euro.