Das Leben in den schönsten Farben ausmalen – in Zeiten der Social Media ein Trend. Das Erlebte ist virtuell great, nice, toll und was noch alles. Wenn Anita diesem Trend folgt, in E-Mails an ihre Mutter, so hat das einen traurigen Hintergrund und macht ihr Handeln nur zu verständlich: Die Mutter ist schwer krank, sehr schwer, am Leben der Tochter teilhaben soll sie trotzdem, also los.
Allein: Anitas Leben, das in den E-Mails fast oder ganz perfekt beschrieben wird, ist das genaue Gegenteil. Privat und beruflich eine Talsohle, was unschön ist, im Leben aber vorkommt. Nur, dass man damit einen Menschen nicht belasten mag, der gerade um das eigene (Über-)Leben kämpft. Was nützt es dem Kranken, wenn er von Anitas Wirklichkeit liest, von beruflichem Mobbing und partnerschaftlicher Ödnis?
Wie sich das Leben trotzdem ganz anders und spannend entwickeln kann, zeigt Fioly Bocca in ihrem kurzweilig geschriebenen Debüt. Perfekte Tage gibt es nicht, die fast perfekten durchaus. Eine schöne Lektüre zum Frühling, noch besser, wenn man sich über die Osterfeiertage dafür richtig Zeit nehmen kann.
Fioly Bocca: Das Glück der fast perfekten Tage. Rowohlt Verlag; 16 Euro.