Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner von kleineren Dörfern und Gemeinden, die ständig als Durchgangsort für den Schwerlastverkehr geplagt sind, beklagen und mit Bürgerbegehren auf ihre Not aufmerksam machen, ist weder neu noch ungerechtfertigt. Wer nachts kaum noch schlafen kann, weil die 40-Tonner an seinem Schlafzimmer-Fenster vorbei rumpeln, wessen Kinder nicht mehr auf der Straße spielen können, weil sie sonst Gefahr laufen, von einem der schweren Brummer erfasst zu werden, dem platzt irgendwann der Kragen. Rufe nach einer Umleitung werden immer lauter, aber die Behörden-Mühlen mahlen bekanntlich sehr, sehr langsam. Und wenn sich dann auch noch unglücklicherweise eine Mopsfledermaus auf der dafür vorgesehene Trasse niedergelassen hat, dann hat der Mensch schlechte Karten im Prestige-Öko-Spiel.

Kurzum: Vom romantischen Landleben abseits der großen Verkehrsströme, vom stressfreien Leben im Grünen, bleibt oft nicht mehr viel übrig und die Situation verkehrt sich ins Gegenteil. Der vermeintliche Segen des Lebens außerhalb der großen Industrie-Zentren wird zum Fluch. Doch mitunter werden die Leute auf dem Land noch von ganz anderen fatalen Auswirkungen der modernen Mobilität geschunden, wie ich unserer Heimatzeitung im Dreiländereck Deutschland / Luxemburg / Frankreich jetzt entnehmen konnte. Und dabei entstehen groteske Situationen, bei denen man eigentlich versucht wäre zu feixen, wenn es für die Betroffenen nicht so furchtbar nervtötend wäre.

In einer kleinen Gemeinde in der südlichen Eifel hat sich zu Beginn dieser Woche zum dritten mal binnen weniger Wochen ein spanischer Lkw fest gefahren. Ein Fahrer, der einfach „blind“ seinem Navigationsgerät folgte, um auf den Eifeler Landstraßen die Autobahn zu umgehen und sich und seinem Arbeitgeber die teure Maut zu ersparen. Das Problem in dem kleinen Dörfchen mit seinen engen, winkligen Gässchen auf abschüssigem Terrain: Es ging nix mehr vor und nix mehr zurück. Also versuchte der in die Irre geführte „Kapitän der Landstraße mit vergeblichen Zentimeter-Manövern noch irgendwie aus der Falle herauszukommen.

Das Ergebnis: seit dem Herbst vorigen Jahres sind insgesamt fünf (!) Familien-Wohnhäuser, die ohne den Schutz eines Bürgersteiges direkt an einer gefährlichen, abschüssigen Passage liegen, erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden gehen in den fünfstelligen Bereich. Viel größer aber noch ist die psychische Folter, die die Menschen in dem kleinen Dorf als Opfer der „Navi-Falle“ erleiden müssen. Denn so lange auf den digitalen „Landkarten“ kein Update vorgenommen wurde, wird sich immer wieder ein Geizhals auf dem Kutschbock dorthin verirren und festfahren. Bisher ist es – was schlimm genug ist – nur zu materiellen Schäden gekommen. Aber irgendwann wird es dabei nicht mehr bleiben und Menschen werden mit Leib und Leben dafür bezahlen müssen.

Die Abgabe für die Benutzung unserer deutschen Autobahnen, bisher noch auf Lkw begrenzt, ist mitunter mehr als nur ein Ärgernis, das scheinbar besonders schlaue Unternehmer und deren Angestellte umfahren wollen oder müssen. Und was aus der Dobrindtschen Pkw-Version zur Auffüllung des Geldbeutels wird, darüber wird man sich noch vermutlich lange in Brüssel den Kopf zerbrechen müssen. Und auch dabei in die eine oder andere Sackgasse geraten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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