Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Auch in einer hochtechnisierten Welt sind technische Unbilden nicht vollständig vermeidbar. In dieser Erfahrung finden Sie unsere Samstags-Kolumne Charlys PS-Geflüster diesmal ausnahmsweise am Wochenanfang.

Es war eine Nachricht wie ein Donnerhall am Dienstag letzter Woche auf den Automobilmarkt: General Motors und der französische PSA-Konzern, die bereits seit 2012 strategisch und technologisch zusammenarbeiten, sind in Gesprächen über einen möglichen Verkauf des renommierten deutschen Unternehmens an die Franzosen. Alleine bei dem Wort „Übernahme-Verhandlungen“ bekommen es wohl die meisten der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den deutschen Werken mit der Angst zu tun. Und um die in erster Linie sollte es eigentlich gehen.

In einer gleich lautenden Erklärung haben beide Verhandlungspartner am Dienstag sich alle Optionen offen gelassen. Auch die, dass es nicht zum Verkauf des seit 1929 zum GM-Konzern gehörenden Traditions-Unternehmen aus Rüsselsheim kommen muss. Vor etwas mehr als vier Jahren feirte Opel noch seinen 150. Geburtstag.
Was auch immer jetzt dabei herauskommen mag, wer auch immer davon vorher gewusst oder nicht gewusst haben mag. Bei allem Hin und Her, allem Für und Wider um diesen Milliarden-schweren transatlantischen Deal habe ich persönlich einen dicken Kloß im Hals bei der Vorstellung, dass Opel irgendwann in einem französischen Konzern aufgehen und damit ganz von der Bildfläche verschwinden könnte.

Denn das Unternehmen, das einst Adam Opel gegründet hatte, ist weit mehr als nur ein Autobauer. Es ist ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Angefangen vom legendären „Laubfrosch“ über alle Zehntausende von gebauten Kapitänen, Admirals, Kadetts, Mantas und wie sie alle hießen und heißen. Sicher haben die Verantwortlichen an der Spitze des Unternehmens nicht immer alles richtig gemacht, manche Entwicklung beim Design oder bei der Motoren-Entwicklung regelrecht verschlafen. Aber der Hersteller hatte immer seinen Freundeskreis, seine Fan-Gemeinde.

„Opelaner“ zu sein, das erfüllte viele Menschen mit Stolz. Nicht nur diejenigen, die an der Produktion der Fahrzeuge mitgewirkt haben und es immer noch tun. Zu Zeiten, als Opel noch in der DTM, der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft, unterwegs war, kamen die Opel-Fans zu jedem Rennen lautstark mit großen Fahnen und Transparenten und unterstützen ihre Piloten. Das war richtige Motorsport-Party mit dem uneingeschränkten Bekenntnis zu einer Marke.

Als Opel im Jahr 2009 – wie auch der Mutterkonzern – scheinbar dem „Exitus“ nahe stand und sich dann doch wieder erholte und mit neuem Mut, neuen, frischen Modellen und einem neuen starken Visionär an der Spitze zurückkam, war das Aufatmen groß. Opel, so schien es, hatte wieder eine Zukunft.
Wollen wir hoffen, dass das auch jetzt so bleibt.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top