Mit der sogenannten „Mutter aller Rallyes“, der Rallye Monte Carlo startet am Donnerstag die Rallye-Weltmeisterschaft 2017. Nach dem überraschenden Rückzug des Seriensiegers der vergangenen Jahre Volkswagen und dem Polo WRC R, dem Wiedereinstieg von Toyota, Änderungen im Reglement und dem Umzug der Rallye Deutschland vom Stamm-Standort in Trier stehen nicht nur den deutschen Rallyefans interessante 13 Läufe in diesem Jahr bevor.
Die Rallye-WM könnte mit Beginn dieses Jahres durchaus vor einer neuen Ära stehen. Selten lag so viel Spannung und Ungewissheit über einer Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft, wie in diesem Jahr. Wer beerbt den „Seriensieger“ Volkswagen, wie kommt Weltmeister Sébastien Ogier im neuen Ford Fiesta WRC von M-Sport zurecht, gelingt es Hyundai endlich aus dem Schatten der in den vergangenen Jahren übermächtigen Wolfsburger herauszutreten? Und was schließlich ist mit dem wenigen verbliebenen deutschen Fahrern in der Weltelite der „Quertreiber“?
Für Titelträger Sébastien Ogier verlief die Vorbereitung in dem für ihn neuen Ford Fiesta WRC nicht problemlos. Bei Tests in seiner südfranzösischen Heimat schlug er mit dem Heck seines neuen Arbeitsgerätes bei einem Abflug von der Straße ein. Malcolm Wilson, Teamchef von Ogiers neuem Rennstall M-Sport, beteuerte jedoch, dass niemand verletzt sei und die Vorbereitungen auf die Monte nur unwesentlich beeinträchtigt worden seien. Wie stark der amtierende Champion im Fiesta WRC sein wird, das dürfte eine der spannendsten Fragen der 2017er Auflage der „Monte“ sein.
Hyundai startet mit den drei gleichen Fahrern in sein viertes WM-Jahr im neuen i20 Coupé. Vize-Weltmeister Thierry Neuville (Belgien) gilt als Geheimtipp für die Nachfolge von Ogier. Das im bayerischen Alzenau beheimatete Team von Hyundai Motorsport hat seit April vergangenen Jahres 6000 Testkilometer mit dem neuen Auto abgespult. „Die 'Monte' wird ein erster Test gegen harte Gegner, aber wir sind zuversichtlich“, beteuert Teamchef Michael Nandan optimistisch.
Rückkehrer Toyota, mit dem ehemaligen VW-Werkspiloten Jari Matti Latvala als Speerspitze, setzt sich dagegen für die „Monte“ noch bescheidene Ziele. Im neuen Yaris WRC wollen die Japaner zunächst einmal in ihrem ersten WM-Jahr möglichst oft ankommen, viele Erfahrungen und vielleicht auch ein paar WM-Punkte sammeln. „Es geht in diesem Jahr nur um die Entwicklung“, sagt der Finne: „Bei der 'Monte' will ich nur ankommen. Zur Saisonmitte können wir anfangen, an mehr zu denken“.
Spektakulärer, schnellerer, und (noch) schwieriger zu fahren sind die neuen WRC-Boliden des Jahrgangs 2017. Sie dürfen jedoch nur von den Werksteams der in der WM eingeschriebenen Hersteller eingesetzt werden. Privatteams dürfen damit im ersten Jahr des neuen Reglements noch nicht antreten. Für die World Rallye Cars, die nach dem technischen Reglement des vergangenen Jahres aufgebaut sind, wurde eine neue Wertung eingeführt, die sogenannte WRC-Trophy. Um diese Trophäe streiten sich jetzt ausschließlich Privatfahrer. Sie dürfen bei höchstens sieben der 13 WM-Rallyes an den Start gehen. Dabei werden die besten sechs Ergebnisse gewertet.
Zudem gibt es mehr Flexibilität in der Hersteller-Wertung. Musste bisher jeder Hersteller bei jeder Rallye zwei Fahrer nominieren, die punkteberechtigt sind, entfällt diese Vorgabe jetzt. Die neue Regelung besagt, dass jeder Hersteller bei einer Rallye drei Fahrer einschreiben darf. Am Ende zählen die Ergebnisse der beiden bestplatzierten Piloten für die Herstellerwertung. Von den deutschen Fahrern wird vor allem Ex-Meister Armin Kremer im bewährtem Škoda Fabia R5 mit Co Pirmin Winklhofer in der WRC 2 zu beachten sein. „Wir möchten auf jeden Fall um die Podiums-Plätze mitfahren“, sagt der Mecklenburger Unternehmer.
Die Rallye-WM 2017 auf einen Blick:
Rallye Monte Carlo (19. – 22. Januar)
Rallye Schweden (10. – 12. Februar)
Rallye Mexiko (10. – 12. März)
Rallye Frankreich (7. – 9. April)
Rallye Argentinien (28. – 30. April)
Rallye Portugal (19. – 21. Mai)
Rallye Italien (9. – 11. Juni)
Rallye Polen (30. Juni – 2. Juli)
Rallye Finnland (28. – 30. Juli)
Rallye Deutschland (18. – 20. August)
Rallye Spanien (6. – 8. Oktober)
Rallye Großbritannien (27. – 29. Oktober)
Rallye Australien (17. – 19. November)
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Hersteller/Jürgen C. Braun