Es sah alles so gut aus für den mitfavorisierten Toyota Gazoo-Piloten Al Attiyah, als frühmorgens der Start in den 3. Tag erfolgte. Kurvenreich, schottrig durchs Gebirge bis auf 3.500 Höhenmeter. Enge Passagen, ein Kopf-an-Kopf- und Spiegel-an-Spiegel-Duell über zig Kilometer zwischen Al Attiyah und Peterhansel. Hauteng ging es dahin, dazwischen noch Duelle zwischen Loeb und dem John Cooper-Piloten Hirvonen in Zentimeter-Abständen…
Nervensache. Zwischen Waypoint 7 und 8 passierte es: Al Attiyah trieb sein Arbeitsgerät so vehement neben Peterhansel um eine Ecke, dass er mit dem rechten Hinterrad einen Wackermann touchierte und sich damit die rechte Radaufhängung ziemlich atomisierte. Das folgende Loch, in dem Mannschaft und Fahrzeug landeten, war tief genug, um eine nur heikle und lange Notreparatur zu ermöglichen.
Gute 2 Stunden waren weg und die Führung damit futsch, Absturz auf Platz 31. Nasser: Game over. Ein schlimmer Tag. Ein böser Schlag und den Gesamtsieg wohl weggeworfen. Teamkollege de Villiers hatte auch das Lächeln verloren: Erst haben wir uns einen Navigationsschnitzer erlaubt, der ziemlich Zeit gekostet hat, dann, wenige KM vor dem Ziel, meldete sich der Benzindruck ab. Mit dieser Reparatur fingen wir uns über eine halbe Stunde ein und rutschten auf Tagesrang 14.
Peterhansel, Sainz und Loeb machten die Peugeot-Sache unter sich aus, in dieser Reihenfolge. Teamkollege Déspres hatte auf dem 5. Platz schon ein Minus von 7:48 min. Da Terranova und Al Rajhi auf den beiden anderen Cooper-Minis auf 6 und 7 ankamen, durfte sich Nani Roma als Tagesbester auf Toyota feiern lassen. Stephan Schott, als Semi-Privatfahrer auf Mini startend, holte sich mit dem 16. Tagesrang seine wohl bisher beste Dakarleistung. Chapeau!
Wir hatten an dieser Stelle im Bericht vom 04.01. schon auf die felsigen Gemeinheiten der gestrigen Strecke hingewiesen, hätte Nasser das doch gelesen vor dem Start…
Was bleibt als Resümee? Peterhansel macht nun Ernst. Natürlich wollen Sainz und Loeb auch mal einen Peugeot-Gesamtsieg feiern, aber solange der Altmeister nicht schwächelt oder gar technische Probleme bekommt, wird das nix. Xavier Pons aus Spanien mit einem gut präparierten privaten Toyota Hilux ist auch schon nicht mehr dabei, er hatte noch die erste Kurzetappe auf Platz 2 beendet. Der 5. Tag wird zur Grenzüberschreitung nach Bolivien genutzt, dann geht es hurtig auf bis zu 4.500 Höhenmeter, schon gestern waren die Höhenwege teils mit Schnee bedeckt. Gesamtlänge 521 km, davon 416 km gegen die Uhr und eine äußerst humane Liaison-Etappe von nur 105 km. Viele Richtungsänderungen stehen an, die Copiloten werden auf High-end-Modus schalten müssen, und die ersten fiesen Höhendünen stehen an. Das ergibt dann wieder die technophilosophische Frage Buggy-System oder Allrad?
Wir lesen uns morgen wieder mit aktuellen News.
Text: Frank Nüssel /CineMot
Bilder: Teams