Für Audi-Chefdesigner Marc Lichte ist 2017 ein besonderes Jahr. Mit A8, A7 und A6 rollen nach und nach gleich drei komplett neu entwickelte Modellreihen von den Bändern, die alle seine Handschrift tragen. Das gilt ebenso für den Audi Q8 concept. Der feiert seine Weltpremiere auf der Autoshow in Detroit (8. bis 22. Januar 2017), wird voraussichtlich Anfang 2018 in dann fast unverändertem Design auf den Markt kommen.
Lichte hatte sich bei seinem Amtsantritt im Februar 2014 zum Ziel gesetzt, vor allem die Progressivität von Audi optisch herauszustellen. „Da hat die Marke meiner Ansicht nach eine Menge Potenzial“. Was Lichte damit meint, wird am Vorboten des Q8 deutlich. Auf Basis des Q7 hat der Chefgestalter mit seinem Team ein Auto auf die Räder gestellt, das sich in allen Belangen von den Segment-Konkurrenten BMW X6 und Mercedes GLE Coupé unterscheidet. Anders als diese beiden hat der Q8 vor allem keine typische Coupélinie. Das Dach ist schon vorne um etwa 6 bis 7 Zentimeter tiefer als beim Q7, spannt sich dann aber fast waagerecht über das Passagierabteil. An der C-Säule gibt es dann wie bei einem Schrägheck einen scharfen Knick nach unten. Das, die trapezförmige gezeichnete C-Säule und nicht zuletzt die sehr kurz gehaltenen Überhänge vorne und hinten sollen Erinnerungen wecken an den Ur-Quattro, mit dem Audi einst sportlich für Furore sorgte.
Wesentlich ausgeprägter als bislang hat Lichte nicht zuletzt deshalb die Radhäuser gezeichnet. „Damit betonen wir nachdrücklich den Quattro-Antrieb, eine der zentralen Kernkompetenzen unseres Unternehmens“. Der Audi Q8 concept dürfte in Detroit vermutlich als e-tron mit einem Plug-in-Hybrid-System zu sehen sein. Doch sind bei der Motorisierung alle Spielarten bis hin zum reinen E-Antrieb denkbar. Den hatte der ehemalige Entwicklungschef Ulrich Hackenberg für diesen Wagen bereits angekündigt und dabei eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern versprochen.
Festhalten wird Lichte generell am Singleframe genannten Kühlergrill, den der einstige Volkswagen-Konzerndesignchef Walter de Silva in seiner Zeit bei Audi vor mehr als einem Jahrzehnt eingeführt hatte. Bei allen Q-Modellen werden die Rippen im Grill vertikal verlaufen, um den SUV-Charakter zu betonen. Alle anderen Baureihen bekommen horizontale Rippen. Der Singleframe – der Zusammenschluss aus Grill und unterem Lufteinlass – aber wird flacher, so misst er etwa fünf Zentimeter weniger in der Höhe als derzeit. Da das Gitter im gleichen Atemzug auseinandergezogen wurde – mittig noch mehr als oben und unten – wird ein enormer optischer Breitenzuwachs der gesamten Front suggeriert. Die Fahrzeuge stehen weitaus muskulöser als bisher auf der Straße.
Der Blick auf die Front der für dieses Jahr angekündigten neuen Fahrzeuge zeigt aber auch auf Anhieb, dass jede Baureihe ein eigenes Gesicht erhalten wird. „Eine Markenprägung ist ja gut und richtig. Doch der Unterschied zwischen den einzelnen Modellreihen muss deutlich werden“,unterstreicht Lichte seine Ausrichtung. So wird der Grill beim Topmodell A8 nicht ganz so breit auseinandergezogen sein, wie beim eher sportlich ausgerichteten A7. Der A6 bildet die die goldene Mitte. Aufgrund der unterschiedlichen Breite wirken die Singleframes optisch unterschiedlich hoch, obwohl das Maß identisch ist. Großen Wert legt Lichte zudem auf das neue Lichtdesign. Dabei ist schon das Tagfahrlicht in den langen und schmalen Scheinwerfern bei den unterschiedlichen Fahrzeugtypen anders ausgelegt. Wie wichtig ihm die Differenzierung ist, lässt sich am Heck ebenfalls erkennen. Dort bekommt beispielsweise der A8 ein ganz feines, aber exakt waagerecht verlaufendes LED-Band zwischen den Heckleuchten. Das soll Luxus und Eleganz betonen. Beim sportlicheren A7 ist das Lichtband etwas breiter und mit einem dynamischen Schwung ausgelegt. Beim Q8 ist es etwas kraftvoller gezeichnet. Der A6 soll statt Licht eine Chromleiste erhalten.Auch im Interieur geht Audi neue Wege. „Die Armaturenträger werden von schwarzen Displays mit einer unterschiedlichen Formensprache geprägt. Beim Starten des Autos erwachen die dunklen Flächen zum Leben“, erklärt Lichte. Schalter werde es bis auf zwei oder drei Ausnahmen keine mehr geben. Bei der Bedienung orientiert man sich an Smartphones mit Drück- und Wischbewegungen auf den Glasflächen. Die werden zudem ergonomisch so platziert, dass sie leicht zu erreichen sind.
Text: Wolfgang Schäffer/SP-X
Fotos: Audi/SP-X