Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Dass das Smartphone immer mehr unseren Alltag und unsere tägliche Gewohnheiten bestimmt, ist längst zur Binsenweisheit geworden. Dass es aber auch erhebliches Gefährdungspotenzial besitzt, weil es viele seiner Besitzer, oder seiner „Gefangenen“, ständig fordert, wird immer mehr zum Problem. Auch in der Begegnung mit dem Verkehr. Weil Menschen immer mehr auf das achten, was Ihnen gerade das Display ihres Handys erzählt, als auf das, was um sie herum vorgeht. Und das bringt erhebliche Risiken mit sich.

So haben die Polizei-Statistiken ergeben, dass es immer häufiger zu Unfällen kommt, weil viele Menschen nur auf ihr Handy und nicht auf den Verkehr achten. Besonders findige Stadtväter wollen diesem Umstand jetzt bautechnisch entgegen wirken. In Köln und Augsburg werden nun Ampeln in den Straßenbelag eingelassen, anstatt sie am Straßenrad senkrecht auf zu bauen. Damit soll die so genannte „Generation Downhead“, also diejenigen, die den Kopf immer gesenkt aufs Handy-Bild halten, erreicht werden.

Eine Meldung, die ich zuerst für einen Scherz hielt, erweist sich aber offenbar als Maßnahme, die wohl auch für andere Kommunen zur Nachahmung empfohlen wird. Das Smartphone, und der Umgang vor allem mit den sogenannten „social media“, hat seine Funktionsweise erheblich verändert. Aus dem einstigen schnurlosen Telefon ist längst ein stummer Freund (oder Feind?) auf Dauer geworden.

Das Thema bereitet deutschen Nahverkehrsunternehmen seit etlichen Jahren Kopfzerbrechen. Früher waren die Fahrgäste, die lautstark im Bus oder der U-Bahn telefonieren, ein Ärgernis für Andere. Mittlerweile gibt es diesbezüglich kaum noch Beschwerden. Dafür haben heutzutage die Fahrer Angst vor Fußgängern, die über die Straße laufen, schnell noch eine Nachricht in ihr Smartphone tippen und dabei nicht auf den Verkehr achten. Insbesondere an Sie richtet sich nun das Angebot mit den in den Straßenbelag implantierten Ampelanlagen.

Vielleicht wäre für Betroffene das folgende Weihnachtsgeschenk in Form eines Buches angemessen. Nein, ich bekomme keine Prozente vom Verkaufserlös und ich kenne den Autor auch nicht. Aber ich habe die Besprechung unterwegs während einer längeren Autobahnfahrt gehört, und habe mir vorgenommen, es zu lesen. Anstatt in dieser Zeit mein Handy als Kommunikationsmittel zu benutzen.Es heißt: „Digitaler Burnout“, und es geht darum um Folgendes: Zusammen mit seinem Team hat Professor Alexander Markowetz eine App entwickelt, die das Verhalten der Smartphone-Nutzer dokumentiert. Er kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Drei Stunden täglich befassen wir uns im Schnitt mit unserem Smartphone, 55 Mal am Tag nehmen wir es zur Hand. Ständig sind wir abgelenkt, unkonzentriert, gestört. Welche dramatischen Folgen die digitale Permanenz für unsere Gesundheit, unser Leben und unsere Gesellschaft hat und was wir dagegen tun können – diesen Fragen geht Alexander Markowetz in seinem brisanten Buch auf den Grund.

Und um auf diesen Grund zu kommen, muss man nicht einmal den Kopf gesenkt halten.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes, friedvolles Weihnachtsfest.

Ihr Jürgen C. Braun

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