In Marokko fanden zur gleichen Zeit wie die Rallye die Präsidialwahlen statt. Und König Mohamed VI. war der Schirmherr der Veranstaltung. Es war die letzte der großen Wüstenprüfungen, die von einigen (finanziell) starken Teams auch als ultimativer Abschlusstest für die 2017er Dakar genutzt wurden. Folglich traten etliche der Weltspitzenfahrer auf unterschiedlichen Fabrikaten an: Nasser Al Attyah mit seinem erfolgreichen Arbeitsgerät, dem Toyota Hilux Pickup, Yazeed Al Rajhi auf dem Mini von X-raid, Vasilyev und Hirvonen ebenfalls auf Mini, Carlos Sainz auf dem Peugeot 2008 DKR ebenso wie Cyril Despres, Joan Roma und Roman Chabot auf den Overdrive Toyotas. Auf den Punkt gebracht: Al Attiyah ließ es gerade so flott angehen, dass er sich die Konkurrenz auf sicheren Abstand vom Leibe halten konnte, er gewann mit 12 Minuten Differenz auf Carlos Sainz, der sichtlich an seine Grenzen stieß, ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Vasiliyev auf dem besten Mini lief mit Rang 3 noch aufs Podium mit eineinhalb Stunden Rückstand(!), Terranova auf Platz 4 und der Ex-Motorrad-Racer Przygonski vervollständigten das Mini-Dreierpaket. Boris Garafulic brachte den letzten der Minis auf Platz 9, etwa die Hälfte der Minis war unterschiedlichen Gebrechen zum Opfer gefallen: Al Rajhi, Hirvonen und Kollegen… von der abgescherten Antriebswelle über Turboschaden und diverse Reifenschäden fehlte fast nichts an Argumenten. Teamchef Quandt sprach von einer schwierigen Generalprobe (vor der Dakar). Womit er nachweisbar nicht ganz falsch lag. Despres brachte den weißen Peugeot DKR auch noch unter das beste halbe Dutzend. Dieser 2008er hat nun seine aktive Racing-Karriere wohl beendet, wird irgendwo in den Tiefen der Entwicklungsabteilung oder im Museum sein Gnadenbrot erhalten. Sein Nachfolger hört auf den Namen Peugeot 3008 DKR und scharrt bereits mit allen Vieren, ist die letzte Evolutionsstufe, leichter, hat mehr Leistung und ist von im Windkanal geformter Kunststoffhaut spärlich eingekleidet. So sind also zwei der Favoriten für Dakar 2017 schon vorgestellt: Peugeot und Toyota Buggy (siehe www.kues.de vom 15.09.2016). Wie wird X-raid auf die neuen Buggy-Babys reagieren? Der ebenfalls von X-raid aufgebaute CBRA-Buggy (technisch auf MINI-Basis) setzt zwar inzwischen deutliche positive Zeichen, aber ob er schon die finale Zuverlässigkeit für die Dakar offeriert, darf derzeit noch bezweifelt werden. Und wenn nichts Neues aus Trebur kommt für 2017, werden sich die ehedem sieggewohnten Minis unter ferner liefen wiederfinden. Mal sehen, Teamchef Quandt war schon immer für eine deftige Überraschung gut…
Text: Frank Nüssel
Bilder: Teams