Autonomes Fahren in Wald und Flur?

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Dass nahezu alle führenden Automobilhersteller inzwischen an mehr oder weniger weit fortgeschrittenen Autonomie-Bestrebungen für Innenstädte und Großregionen arbeiten, darf als hinlänglich bekannt gelten. Aber: Selbstfahrende Autos auch im Gelände? Das kann eigentlich nur ein Dominator der Allradszene versuchen. Und beim Raten, wer das wohl sein könnte, ist auch die Antwort schnell gefunden: im Jaguar-Land Rover-Konzern ist man schon soweit.

Im firmeneigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum von Gaydon (Großbritannien), das über ein entsprechendes Testareal verfügt, sind alle Belastungsparameter für ein solches Programm vorhanden. Geländeschwierigkeiten aller Größenordnungen zählen dazu, um das Autonomie-Projekt in die Gänge zu bringen. Tony Harper, Forschungsleiter bei JLR, gibt sich zunächst vorsichtig bei der Definition des Vorhabens: Bei unserer Forschung geht es darum, sowohl manuell als auch automatisch gesteuerte Fahrzeuge dabei zu unterstützen, jede Gelände- und Fahrsituation zu erkennen und zu meistern.

Was zählt nun dazu? Drei zentrale Forschungsprojekte sind definiert: Surface ID für die Oberflächenidentifizierung und 3D-Streckensensoren Terrain Based inklusive. Ferner: Speed Adaption für die geländespezifische Geschwindigkeits-anpassung und Off-Road Connected für eine vernetzte Off-Road-Kolonne. Dazu werden Ultraschall-, Radar- und Lidar-Sensoren mit hochmodernen Kameras kombiniert zu einem 360 Grad-Rundumblick. Sogar die Bodenbeschaffenheit (Kies, Schnee oder Gras z. B.) wird in die Berechnungen integriert. Über Kameras werden die unterschiedlichen Strukturen und Fahruntergründe erfasst und so die Fahrgeschwindigkeit entsprechend geregelt.

Beim Off-Road Connected convoy ist es die Car-to-Car-Kommunikation, bei der unter den Konvoi-Fahrzeugen Informationen ausgetauscht werden. Details wie Achsverschränkungen, Radschlupf etc. fließen in die Informations-Bordzentrale mit ein. Sogar eine Art Höhensensor liefert wichtige Daten. Beispiel: komme ich unter diesem Baum (oder Felsüberhang) noch durch? Dazu muss jedoch vorher die exakte Höhe des Fahrzeugs eingegeben werden.

Soweit funktioniert das alles mit den Testprobanden von Land Rover bereits erstaunlich gut und sicher. Ob allerdings die wahren Gelände-Freaks (deren Anzahl bei Land Rover besonders hoch ist), sich für ein solches autonomes System erwärmen können, bleibt dahingestellt.Eines aber darf als sicher gelten: JLR hat bereits einen enormen Wissens- und Praxisvorsprung gegenüber dem Mitbewerbern. Und das zählt. Nur das, in dieser schnelllebigen Zeit, deren Zukunft bereits morgen beginnt.

Text: Frank Nüssel /CineMot
Quelle: Automobil Produktion/Frank Volk
Bilder: JLR

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