Im Sport ist Rio Geschichte. Vorerst jedenfalls. Nach Fußball-Weltmeisterschaft, Olympia und Paralympics wurde das Kapitel Rio (de Janeiro) am Sonntagabend geschlossen. Beim koreanischen Auto-Hersteller Kia ist das dagegen völlig anders. Denn der Importeur zeigte dieser Tage mit der neuen Generation seines Kleinwagenmodells Rio Angriffslust und gekonnte Inszenierung, um auf dem Markt der kompakten, kleinen Pkw in Zukunft ein noch ernsteres Wörtchen mit reden zu können.
Dabei dringt der Hersteller derzeit ohnehin im Tempo von Sprinter Usain Bolt auf die großen Bühnen des Autogeschäftes vor: Nach dem Hybrid-SUV Niro, dem Optima als Kombi, GT und im nächsten Jahr als Hybrid-Kombi steht jetzt der nächste Kia zum Debütantenball bereit. Bei der Pariser Automesse im nächsten Monat wird die vierte Generation des Kia Rio vorgestellt. In seiner europäischen Zentrale in Frankfurt/Main wurde der (zusätzliche) Hoffnungsträger des Hauses jetzt schon einmal enthüllt und seine Gene vorgestellt. Dass dabei eine Menge von Journalisten aus aller Herren Länder anwesend war, durfte nicht überraschen. Denn mehr als 15 Prozent des weltweiten Kia-Absatzes im vergangenen durfte der Rio für sich vereinnahmen. Das sind „über den Daumen“ eine runde halbe Million Autos. Eine echte Hausnummer. Dabei soll es nicht bleiben. Denn Europa-Chef Michael Cole hofft, dass der Neue bald auf etwa 20 Prozent kommen wird.
Der Rio, der im koreanischen Werk Sohari produziert wird, wirkt auf den ersten Blick etwas dynamischer und runder proportioniert als die vorangegangene Version. Er ist in Länge (4,07 Meter), Höhe und Radstand geringfügig gewachsen. Seine Ausstrahlung weist die Handschrift des deutschen Chefdesigners Peter Schreyer aus dem Hyundai-Konzern auf. Dazu gehören der so genannte „Tigernasen-Grill“, etwas flachere Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht und eine verlängerte Verlängerung der Motorhaube. Auffallend auch die steilere Position der C-Säule und ein sehr kurzer Überhang Richtung Heck. Das wirkt stimmig und in sich als geschlossener optischer Kreislauf.
Der Innenraum spricht eine deutliche Sprache für die These, dass man auch mit weniger Tasten, Schaltern und Hebeln ganz gut auskommen kann und dennoch ein fahrerorientiertes, praktikables Arbeitsumfeld inszenieren kann. Dominiert wird das vordere Interieur von einem sieben Zoll großen Bildschirm. Dort können jetzt neben Navi- und Infotainment-System auch Apple- und Android-Smartphones in Zukunft ihre unverzichtbare Arbeit sichtbar machen. Gegen Aufpreis, versteht sich. Nicht nur an die Insassen, sondern auch anderes Gepäck ist gedacht. Das Kofferraum-Volumen ist um den Wert von 37 Liter gewachsen.
Auch bei den Sicherheits-Ausstattungen kann der neue kompakte Kia Rio punkten. Beispielsweise als Erster in seinem Segment, der mit einem Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung ausgerüstet ist. Dieses High-Tech-Gerät ist Teil eines optionalen Ausstattungs-Paketes, das auch einen Spurhalte-Warner beinhaltet.Für den Antrieb sorgt unter anderem ein neuer Dreizylinder-Turbobenziner, der auch im größeren Cee’d verbaut ist. Der 1.0 Liter große Motor ist wahlweise mit 100 und 120 PS erhältlich. Hinzu kommen das 1,2-Liter-Aggregat mit 84 PS und der 100 PS starke 1,4-Liter-Vierzylinder. Ergänzt wird das Motoren-Angebot durch einen 1,4-Liter-Diesel mit wahlweise 70 PS und 90 PS. Für die Kraftübertragung sorgen je nach Motorisierung manuelle Schaltgetriebe mit fünf oder sechs Gängen. Zudem steht auf Wunsch auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung.
Über Preise will sich der Hersteller noch nicht äußern. Derzeit ist der preisgünstigste Kia Rio für 10.665 Euro zu haben. Im ersten vollen Verkaufsjahr 2017 möchte man mehr als 100.000 Fahrzeuge an den Kunden bringen.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun