Test-Tour: Mitsubishi L200

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Die nunmehr 5. Generation des allseits beliebten und erfolgreichen Pickups von Mitsubishi präsentiert sich wieder in etwas stringenterer äußerer Linienführung, die sich, weniger verspielt als beim Vorgänger, dafür aber mit deutlicheren geometrischen Designelementen gibt. Das tut, schon rein äußerlich, dem Vielkönner gut. Im Innenraum, wir hatten uns für die Modellvariante L200 Doppelkabine TOP entschieden, geht es in allen Ecken und Enden großzügig zu. Zwar ist die Rückbank für 3 Personen ausgelegt, aber deren Zweie sitzen einfach komfortabler. Mustergültige Anordnung und Ordnung aller Bedienelemente ist Herstellertradition, aber die Wertigkeit der Innenausstattung wurde nochmals angehoben mit edlen Materialien und Gespür für angenehme Haptik. Griffiges Sitzleder und vielfach verstellbare Sitze samt Lenkrad erfreuen den Fahrer und seine Passagiere zusätzlich. Die Klimaautomatik sorgte in der schwülheißen Po- Ebene für Wohlgefühl und verantwortungsvolle Fitness zu jeder Zeit. Das große Farbdisplay mit Navigerät und vielen Möglichkeiten zeitgemäßer Kommunikation ist Stand der Zeit, gut ablesbar und schnell in der Information. Die von uns gewählte Version TOP war zusätzlich erweitert worden um ein Design- und Technik-Paket.

Die große GfK-Laderaumabdeckung mit seitlichen optischen (nicht notwendigen) Elementen, die das Beladen am Ende der Kabine etwas erschwerten, sichert das Ladegut gegen Diebstahl, Nässe und Staub. Die ebenfalls GfK- basierte Bodenabdeckung als Wanne (Underrail) mit den klaren Längsrillen erleichtert die Reinigung der Frachtabteilung, vor allem, wenn bei leichter Längs-Schräglage das Reinigungswasser nach hinten abfließen kann: gut gelöst. Die 4 Verzurr-Ösen (dürften zwei weitere vertragen) sind nötig, um Ladegut mit Transportgurten abzusichern. Das Sonderpaket war um Chrom in der Front, an den Seiten und am Tankdeckel bereichert, was zwar hübsch anzusehen, aber nicht wirklich notwendig ist. Die verbreiterten mächtigen Kotflügelverbreiterungen hingegen machen Sinn: Darunter arbeiten A/T-Pneus von Mickey Thompson (Baja STZ) mit starkem Profil und verstärkten Flanken, gerade richtig (und wichtig!) für den Einsatz im scharfkantigen Granulat der italienischen und französischen Westalpen. Im Gelände (mit und ohne Getriebereduktion) mit viel Grip, auf der Straße erstaunlich leise abrollend und kontaktfreudig zu Asphalt und Beton. Das Ganze dann im 18-Zoll-Format der schwarzen Beatlock-LM-Felgen von Delta 4×4, die optisch und technisch richtig was hermachen: Der aufgeschraubte Sicherheitsring schützt den empfindlichsten Teil der edlen Felge, den Hump (Felgenhorn). Dieses Zusatz-Package (Technik plus Design) wird für insgesamt 8.497.- Euro angeboten. Gänzlich Neues offeriert Mitsubishi im Motor- und Antriebsbereich. Die Kraftquelle wurde komplett neu (Clear Tec) entwickelt, um vor allem den verschärften Abgasgesetzen Rechnung zu tragen.

Was geblieben ist: das Vierzylinder-Dieselprinzip. Ein Down-Sizing fand also statt, das mit 100 Kubikzentimetern Hubraumverlust einher geht: statt 2,5 nunmehr nur 2,4 Liter. Die Leistungswerte im technischen Datenblatt konnten beibehalten, teils sogar leicht verbessert werden, aber in der Praxis, das meint der Chronist diesmal sehr subjektiv, war doch ein leichtes Loch beim Herausbeschleunigen zu konstatieren. Der Doppelnockenwellen-Motor erbringt seine nominelle Leistung von 181 PS (131 kW) bei relativ hohen Drehzahlen von 3.500 UpM, während das Drehmoment von beachtlichen 430 Newtonmetern bei 2.500 UpM anfällt. Im Geländemodus muss man schon brav auf dem rechten Pedal bleiben, um die Drehzahl nicht unter 2.000 UpM abgleiten zu lassen, sonst wird es zäh mit dem Vortrieb. Auf Straßen und Autobahnen ist das aber kein Thema, da spielt der neue Motor seine unübersehbaren Leistungsdaten voll aus, was sich nach etwa 3.000 Kilometern Test-Tour im sehr humanen Verbrauch von nur 8,1 Litern Leichtöls dokumentierte. Das ist nur ein halber Liter mehr als der Laborzyklus ausweist! Und somit der bislang günstigste Verbrauch der von uns gefahrenen Pickups vergleichbarer Leistung. Der ziemlich exakt zwei Tonnen wiegende Allradler (mit Zusatzanbauten etwa 120 Kilo schwerer) setzt auf das nochmals verbesserte Easy Select 4 WD-II System, das über einen Drehschalter elektrisch angesteuert wird und schnell den Modus zu wechseln bereit ist. Während die Basisversion des L200 Club Cab TOP mit 38.490.- Euro zu Buche schlägt, kostet die von uns gefahrene Variante komplett 46.907.- Euro. Für einen Transportmeister, dessen Insassen sich wie in einem Pkw sicher und komfortabel aufgehoben fühlen und der zudem noch etwa 1 Tonne Last und Ladung aufnehmen kann, sicher ein mehr als humanes Angebot. Dass die Laderaumabdeckung die Höhe des Ladeguts auf etwa 50 Zentimeter beschränkt, muss eben hingenommen werden. Wer höheres Gut transportieren will, findet bei Mitsubishi weitere Alternativen. Woran der Hersteller noch etwas verbessern sollte: die serienmäßige Bauchfreiheit ist mit 20,5 Zentimetern eines Pickups mit Geländequalitäten nicht so recht würdig. Selbst simple SUV-Autos weisen diesen Wert schon auf. Unsere Variante wies durch die größeren (18 statt 17 Zoll) Räder und eine offenbar dezente Höherlegung hingegen gemessene 26,5 Zentimeter auf. Und die brachten es!Mit dem neuen L 200 gehört Mitsubishi weiterhin zu den renommiertesten Pickup- Herstellern in der (bis) 2,5-Liter-Klasse.

Text: Frank Nüssel

Bilder: Mitsubishi, Nüssel

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