Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Wenn die Parkuhr abgelaufen ist, sollte man weiterfahren – Ein eigentlich ziemlich banaler Satz, den man aber auch vom reinen automobiltechnischen Aspekt fast ein wenig als Lebensweisheit manifestieren könnte. Er stammt von einem Mann, den man auf den ersten Blick so gar nicht mit Autos in Verbindung bringen möchte: Vom legendären US-Rockpoeten Bob Dylan, der in dieser Woche seinen 75. Geburtstag gefeiert hat. Dylan, Donovan, Joan Baez, Woody Guthrie, das war Ende der 1960er Jahre eine Generation, die sich in ihren Songs auflehnte gegen das US-Kriegsdrama in Vietnam, aber auch gegen viele fest gefahrene Strukturen und Verkrustungen der „Generation second war“.

„Weiterfahren, wenn die Parkuhr abgelaufen ist“ – Mit diesem übertragenen Zitat hat Dylan, der in mehr als 50 Jahren Bühnen- und Festivalpräsenz nie ein Einschmeichler gewesen ist, wohl eher etwas anderes gemeint: Weiter entwickeln solle man sich, nicht beharren auf fest gefahrenen Meinungen. Diese vielleicht auch einmal überdenken, revidieren, wenn sie sich als falsch und nur teilweise richtig heraus gestellt haben. Neue Ziele ins Auge fassen, wenn man geglaubt hat, die alten erreicht zu haben.

Ich glaube, dass man diese Metapher von der abgelaufenen Parkuhr aber auch durchaus in das derzeitige Geschehen rund um das Thema Mobilität der Gegenwart und der Zukunft übertragen kann. Alle sind sich dessen bewusst, dass man Form und Anwendung der individuellen Mobilität neu überdenken muss. Entweder den Verbrennungsmotor, insbesondere das Prinzip des Dieselmotors und der hohen, komprimierten Verdichtung, noch konsequenter weiter entwickeln oder sich noch mehr auf andere Formen individueller Mobilität fokussieren.

\x09Bei vielen Terminen mit Autoherstellern, die wir Journalisten im Laufe eines Jahres haben und dabei mit mindestens genau so vielen Experten ins Gespräch kommen, wird das wie und wann des automobilen Verkehrs mitunter zur Gretchenfrage. Verbrenner, Elektro, eine Mischform von beidem, Wasserstoff? Was kann sein, was soll sein, was muss sein, was darf sein? Oder, um mit Bob Dylan zu sprechen: „Wo ist die Parkuhr schon abgelaufen? Wo muss man weiter ziehen?“

Alles auszuloten, alles aufs Nachdrücklichste gegeneinander ab zu wägen und aus jeder Technik das Bestmögliche herauszuholen, das ist Aufgabe aller Beteiligten: Der Industrie, der Hersteller, aber auch der Forschungs- und Lehrstätten an unseren Hochschulen und Universitäten. Wer nicht weiter fährt, wenn die Parkuhr abgelaufen ist, sich also nicht weiterentwickelt, nicht neue Ziele anstrebt, der wird irgendwann die Quittung dafür erhalten. All das, was an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gefunden und sich als umsetzbar erwiesen hat, darf vor allem nicht als sinnlose Innovationsblase in irgendeiner Schublade verkommen.

Oder, um abschließend noch einmal Bob Dylan zu Wort kommen zu lassen: Es darf eines nicht damit geschehen: „Blowin‘ in the wind.“

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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