Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Sicherlich nehmen Sie auch ab und zu einmal den Bus, wenn Sie irgendwo in der Stadt oder auf dem Land unterwegs sind und es sinnvoller scheint, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen, als das eigene Fahrzeug in Bewegung zu setzen. So eine Busfahrt hat den Vorteil (für mache mag es auch ein Nachteil sein), dass man mit mehreren Leuten zusammen in einem großen Raum sitzt und vielleicht auch mal mit dem oder einen oder anderen ins Gespräch kommt. Je nach Länge der Fahrt eben.
Genau dieser Umstand war es auch, der die Stadtwerke von Trier, unweit meines Heimatortes gelegen, am vergangenen Sonntag zu einem Experiment veranlasste, dass ebenso ungewöhnlich wie aufschlussreich war: Es ging um das sogenannte „Speeddating“, also das zeitlich auf ein paar Minuten begrenzte Kennenlernen von Menschen anderen Geschlechtes mit möglichst vielen Gesprächspartnern in loser Reihenfolge. Ohne Pause versteht sich. Vielleicht wäre „Schnuppergespräche“ das exakt ins Deutsche übersetzte richtige Wort. Ein paar Minuten eben, um sich gegenseitig zu „beschnuppern“, sich ein wenig kennenzulernen und vielleicht mit dem einen oder anderen ein Wiedersehen und einen neuen Gesprächstermin zu vereinbaren.
Speeddatings gehen allerdings in der Regel in Cafés, Bars oder Restaurants über die Bühne. In Trier konnten an diesem Tag aber Singles die große Liebe, oder das, was sie dafür halten, beim Busfahren suchen. Dabei, so habe ich mir gedacht, spielst Du mal Mäuschen und fährst mit. Es wurden mehrere Fahrten angeboten. Pro Fahrt waren jeweils zehn Männer und zehn Frauen in verschiedenen Altersgruppen an Bord – alle sieben Minuten wurde der Gesprächspartner gewechselt. Und, um das alles möglichst „geheim“ zu halten, wurden bei gegenseitigem Wiedersehenswunsch die Kontaktdaten der Teilnehmer im Anschluss ausgetauscht.
Es war hoch interessant zu sehen, welche Menschen da mitfuhren. Junge Leute, die bestenfalls gerade mal um die Zwanzig waren über das „gepflegte Mittelalter“ bis zu den beiden Rekordhaltern. Er und sie waren jeweils weit über 70 Jahre alt. Es wurde angeregt geplaudert. Hier und da ein bisschen „stocksteif“, an anderen Plätzen dagegen etwas „geschmeidiger.“ Wobei es nicht unbedingt die Jungen waren, die den Bus von der Stimmung her „aufmischten“.
Die Idee für das Speeddating im Bus sei innerhalb der aktuellen Kampagne „Busfahren verbindet“ entstanden, sagte ein Sprecher. „Wir wollen Mehrwerte des Busfahrens zeigen.“ Dazu gehöre auch, dass man beim Busfahren die Gelegenheit habe, nette Menschen kennenzulernen.Das Angebot wurde im vollen Umfang genutzt. Insgesamt sechs Fahrten waren allesamt ausgebucht. Ob sich danach noch irgendwelche Menschen, die sich vorher nicht kannten, an anderen Orten wieder getroffen haben und was letztendlich daraus entstanden sein könnte oder auch entstanden ist, das entzieht sich der Kenntnis des Betrachters. Und das ist auch gut und richtig so und bleibt so.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun