Buchtipp – Koch: Dreimal tote Tante

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Manche Regionen pflegen offenbar eine sehr eigenwillige Trauerkultur in kulinarischer Form. So isst man unter anderem in Sachsen gebratene Blutwurst in spezieller Zubereitung als Tote Oma. Ähnlich nahrhaft, aber als Getränk, gibt's die Schwester eines Elternteils in Norddeutschland. Das heißt dann Tote Tante. Wer's zum Frühstück nimmt, sollte nicht mehr Auto fahren an dem Tag – denn dafür wird Rum in heißen Kakao gegeben und mit Sahnehäubchen verziert. Das, was man mit kaltem Kakao als Lumumba kennt – das klingt dann eher nach Tanzschule als nach Friedhof.

Aber als norddeutscher Dorfpolizist ist man mit trockenem, unerschrockenem Humor vielleicht besser gewappnet für den Alltag als mit Gedanken an heiße Rhythmen und die kesse Sohle auf dem Parkett. Wie sonst soll man klären, wie zwei Frauen zu Tode kamen und was es mit dem Verschwinden einer dritten auf sich hat? Und die Mentalität seiner Leute kennt Krischan Koch nur zu gut. Dat is wie in den Skandinavienkrimis, sagt Piet Paulsen. Dazu passt, dass Koch seinem neuen Werk ein Zitat aus Jussi Adler-Olsens Erbarmen vorangestellt hat. Der Däne, privat ein sehr freundlicher Mensch, versteht sich ja gleichfalls auf die Abgründige des Menschlichen. Wie Koch.

Und wenn Sie beim Lesen durstig werden, weil Sie sich die Hidden Kist so gut vorstellen können und zudem nicht mehr Auto fahren müssen bis frühestens zum Folgetag – kein Problem: Das Rezept für das leckere Getränk finden Sie auch im Buch. Und um das zuzubereiten, müssen Sie noch nicht mal straffällig werden. Versprochen!

Krischan Koch: Dreimal tote Tante. Deutscher Taschenbuch Verlag; 9,95 Euro.

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