Heidi Hetzer: Ostern in der Provinz Salta/Argentinien

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Seit Lima ist das Dreamteam wieder zusammen: Heidi und Hudo und Lili. Und seitdem gab es auch wieder Spaß im Auto und ganz viele Fotos. Niemanden freute es mehr als Heidi, für die Lili ja nicht nur eine angenehme Begleiterin ist, sondern eine, die auch ihre hervorragenden spanischen Sprachkenntnisse einbringt. Heidi gab selbst zu, dass sie ohne Lili total auf dem Schlauch stehen würde.

Der erste Weg führte die drei nach Caravelli, in die Stadt, in der auch Clärenore Stinnes und Carl Axel Söderström übernachtet haben. Hier hat Heidi auf dem Friedhof nach Don Calixto Velarde gesucht. Er war den beiden ersten Weltreisenden bis hierher treu ergeben. Aber gefunden hat sie sein Grab nicht.

Nun denn, langes Suchen hätte Heidi nur bei ihrer sowieso verspäteten Weiterreise aufgehalten. Also auf nach Atico, immer weiter südlich auf der Panamericana, am Ozean entlang. Hier trafen sie Olaf aus Hameln, der mit einem Motorrad unterwegs war. Sie verbrachten einen lustigen deutschen Abend mit ihm. Olaf blieb ein wenig bei ihnen. Wie sich herausstellte, kannte er sich recht gut aus, nicht nur, was Hotels anbetraf.

Es ist erstaunlich, wen man auf so einer Weltreise nicht alles trifft: Jeder kennt jemanden, der jemanden kennt. Und wenn man wie Heidi nicht auf den Mund gefallen ist, lernt man diese Menschen auch näher kennen. Olaf blieb ein paar Tage bei ihnen. In der Fünf-Millionen-Stadt Arequipa trafen sie Helmut. Der wiederum kannte eine gute Oldiewerkstatt.

Und da musste Hudo mal wieder hin. Die Spurstange war verbogen. Rafael hat ihn kostenlos untersucht und fit gemacht für die Anden, denn von nun an gings bergauf. Bis auf 4.900 Meter. Da keuchte nicht nur der alte Herr Hudo, sondern auch Heidi und sogar Lili.

Es regnete. Und wenn es hier regnet, dann gleich ordentlich. Es gibt wenig Kanalisation in Südamerika. So fließt das Geröll direkt von den Bergen auf die Straße. Sie mussten immer wieder anhalten und gaaanz vorsichtig über diese Schlammlawinen fahren.

Auf ihrem Weg nach Machu Picchu fuhren sie erst einmal nur bis Pisac. In diesem Heiligen Tal wollten sie die Schweizerin Katja treffen, die hier mit ihrem Mann behinderte Kinder betreut. Heidi und Katja hatten sich in Lima kennengelernt. Komm doch mal vorbei, hatte Katja gesagt. Tja, so einfach geht das in der Ferne.

Die Weiterfahrt wurde ein wenig anstrengend, denn Hudo und Heidi Hetzer sind nicht gut drauf. Hudo's Motor hämmert schon seit Cusco. Der 5.800 Meter hohe Andenpass Abra La Raya hat ihm wohl sehr zugesetzt. Doch Heidi wollte so schnell wie möglich nach La Paz; dort soll es eine sehr gute schweizerische Werkstatt geben.

Cusco, das war so eine Sache: Hudo hatte Husten, er stotterte und schlug an wie ein Traktor. Heidi Hetzer vermutete einen Lagerschaden. Und wieder einmal hatte die gelernte Kfz-Mechanikerin recht behalten: Zwei kleine Schäufelchen am 4. und am 6. Zylinder waren am Pleuellager abgebrochen, ein Federring am Kolbenbolzen war rausgefallen und die Ölwanne war auch nicht mehr ganz dicht.

Nun schleppte Heidi ja gottlob jede Menge Teile mit sich herum, aber der Teufel steckt manchmal im Detail: Sie hatte nur ein Pleuellager dabei, und zwar genau das falsche. Zum ersten Mal auf ihrer bisherigen Weltreise sahen wir Heidi Hetzer mit skeptischer Miene auf dieses Pleuel in ihrer Hand schauend. Irgendwie haben die Jungs das hingekriegt. Jedenfalls provisorisch, bis sie in eine richtige Werkstatt kam.

Doch das dauerte noch ein wenig. Denn erst mal hat sie in Puno eine ganz persönliche Bilanz gezogen: Sie war jetzt 65.000 Kilometer gefahren und hatte 590 Nächte fern ihrer Heimat Berlin verbracht. Heidi Hetzer hielt inne. Aber viel Zeit hat sie sich nicht gegönnt, denn sie wollte ja weiter.

Zum Titicacasee. Mit 8.288 Quadratkilometern ist er der zweitgrößte See in Südamerika. Er ist 15 ½ Mal so groß wie der Bodensee. Im Osten grenzt er an Bolivien und im Westen an Peru. Hier gibt es auch eine Stadt namens Copacabana. Nein, nicht die in Rio (Brasilien). Aber wenigstens hatte Heidi Hetzer mal ganz kurz die Vorstellung, sie sei in Brasilien …

Übrigens: auch in Puno gab es mal wieder eine Begegnung der besonderen Art: Sie traf Heinz aus Euskirchen. Manchmal ist die Welt ein Dorf.

Kirchen üben einen besonderen Reiz aus auf Heidi Hetzer. Davon gibt es in Südamerika reichlich. Aber eine sei besonders hervorgehoben. Sie stolperte hier über einen Aushang, der sie schmunzeln ließ: Der Herr ruft Dich, aber nicht auf dem Mobilphone. Also bitte ausschalten.

Tja, und jetzt ist Peru schon wieder Geschichte. Fast drei Monate hat sie dort verbracht, einschließlich der einen Monat dauernden Zwangspause in Deutschland. Eigentlich wollte Lili sich in La Paz von Heidi verabschieden und weiter nach Buenos Aires fahren, aber es gefiel ihr so gut, dass Lili noch eine Weile bei ihr blieb.

Auch wenn wir einige Städte vom Hörensagen kennen: Viele sind so unvorstellbar groß! La Paz hat zum Beispiel über zwei Millionen Einwohner. Sie wohnen bei Sisi. Das ist auch wieder so eine um-die-Ecke-Bekanntschaft. Diesmal von Lili. Die beiden kannten sich aus Coburg. Ein Freund einer Freundin …

Hin und wieder braucht sogar Hudo – man soll es nicht glauben – Benzin. 160 Liter gehen in seinen Tank. Aber er kann nicht überall nachfassen. Entweder ist es nicht das richtige Gasoline oder man darf nicht an Ausländer verkaufen. Heidi – erfinderisch wie immer – sah unterwegs einen Tanklaster und folgte ihm. Yep, YPBF sind die einzigen, die staatliches (sprich gutes) Benzin verkaufen. Sowas ist selten – und teuer. Heidi musste doppelt so viel zahlen wie Einheimische.

Weiter ging's zum 10.000 Quadratmeter großen Salzsee. Hier gönnte Heidi sich eine ihrer Sightseeing-Touren. Hudo blieb zu Hause in der Garage. Diesen Trip machten Lili und Heidi in einem Toyota SUV. Man fuhr 90 Kilometer geradeaus – außer Salz war nichts zu sehen. Dafür aber jede Menge Skulpturen aus Salz.

Am 20. März machten sie erneut Station, diesmal in Uyuni (Bolivien). Hier fanden sie ein riesengroßes Dakar-Denkmal der Rallye, die früher Rallye Paris-Dakar hieß und seit 2009 in Südamerika stattfindet. Heidi dachte voller Wehmut an Timo Gottschalk, Hudos Intimus. Mit ihm wollte sie sich hier treffen. Schade. Heidi ist zwei Monate zu spät.

Das Klackern in Hudo's Innern wurde stärker. Heidi Hetzer suchte die nächste Werkstatt auf und fand sie in La Quiaca an der Grenze zwischen Bolivien und Argentinien. Beim letzten Check im peruanischen Sicuani hatten die Mechaniker den Kühler falsch herum angeschraubt. Und am rechten Hinterrad fehlte eine Schraube. Die Holzspeichen hatten sehr unter der Hitze gelitten. Tröstende Worte von Jorge und Juan: Weiter südlich regnet es Bindfäden. Da können die Holzspeichen sich wieder vollsaugen. Ach so geht das. Das südliche Temperament war Heidi Hetzer ja nicht völlig unbekannt.

Aber dann ließen sie Bolivien ganz schnell hiner sich.

Am 24. März – sie sind gerade mal fünf Minuten in Argentinien und haben noch nicht einmal Zeit gehabt, die Flagge am Fahrzeug auszutauschen – stand schon ein Fernsehteam dort.

Doch jetzt ist erst mal Ostern. Obwohl drei Viertel der argentinischen Bevölkerung römisch-katholisch ist und an Ostern so gut wie gar nichts geht – lässt Heidi Hetzer sich davon nicht aufhalten. Die Polizei ist sehr präsent, und sie wurden oft angehalten, aber sie fährt unbeirrt weiter nach Santiago de Chile, ihrem nächsten anvisierten Ziel.

Chile. Neues Land, neue Abenteuer. Heidi wird es meistern – und wie wir sie kennen: immer mit einem Lächeln im Gesicht.

Text: Jutta Sein
Fotos: Liliane Frevel, Heidi Hetzer

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