Sie moderieren, wie schön, und was machen Sie beruflich?, nimmt die Sängerin Ina Müller sich selbst in ihrem Song Smalltalk ironisch aufs Korn. So abwegig ist die Frage freilich nicht – wie Janko Ferk an ausgewählten Beispielen österreichischer Schriftsteller(innen) zeigt. Sie alle hatten bzw. haben einen Brotberuf, unabhängig vom Schreiben. Das hängt zwar bisweilen zusammen, wie bei Barbara Frischmuth, die als Übersetzerin arbeitet. Arthur Schnitzler freilich war Arzt, Thomas Bernhard (siehe Titel) Bauer, Friederike Mayröcker Lehrerin. Das vielleicht bekannteste Beispiel in Janko Ferks Auswahl ist der ebenfalls titelgebende Franz Kafka als Beamter.
Unbedingt lesenswert ist das Vorwort des Autors, das einen Blick hinter die Kulissen des Schriftstellerlebens erlaubt. Und die Gründe dafür ausleuchtet, warum die Schreibenden zweigleisig fahren, also mit Beruf und Berufung. Wobei man ja auch den Brotberuf als eine von zwei Berufungen verstehen kann! Wer von der Schriftstellerei leben will, für den sind z. B. Literaturpreise schlicht eine notwendige Einnahmequelle, nicht nur Lorbeer. Und wer schreiben will, kommt bisweilen nicht umhin, sich bei den Druckkosten finanziell zu beteiligen.
Eine ebenso kurzweilige wie informative Lektüre. Übrigens – Entsprechungen lassen sich natürlich auch außerhalb Österreichs finden. Gottfried Benn etwa führte jahrelang in einem weniger noblen Teil von Berlin eine Praxis als Hautarzt. Und der bekannte Kinder- und Jugendbuch Autor Paul Maar, Erfinder u. a. der Sams-Geschichten, quittierte seinen Dienst als Lehrer für Bildende Kunst erst, als der Beruf als Autor wirklich Aussichten auf dauerhafte finanziell solide Einkünfte bot.
Janko Ferk: Bauer Bernhard, Beamter Kafka. Dichter und ihre Zivilberufe. Styria Premium; 19,99 Euro.