Was Erwachsene vorleben, können Kinder schon lange. Wenn Eltern sich bereits im September mit Weihnachtsnaschereien wie Stollen, Plätzchen, Dominosteine oder Lebkuchen eindecken, stehen Kinder dem nicht nach. Ansonsten ist es schwer zu erklären, warum heuer bereits mehr als 8.000 Briefe die Weihnachtspostfiale im brandenburgischen Himmelpfort erreichten.
Der rund 500 Einwohner zählende Erholungsort, um die 100 Kilometer von Berlin entfernt, ist jedes Jahr bundesweit in aller Munde. Seit 2003 ein Ortsteil der Stadt Fürstenberg/Havel, mausert sich Himmelpfort in der Vorweihnachtszeit zum größten Anlaufpunkt für Kinder aus (fast) aller Welt: Sie übermitteln dem Weihnachtsmann nach alter Sitte per Post ihre Wünsche und setzen darauf, das Knecht Ruprecht sie auch erfüllt. „Das können wir selbstverständlich nicht versprechen“, sagt eine Postsprecherin aus Berlin. Aber: der Weihnachtsmann beantwort jeden Brief, der leserlich geschrieben und mit einem Absender versehen ist. Ansonsten muss auch der Weihnachtsmann passen.
Anfang November ist es offiziell soweit: Der Weihnachtsmann und seine 20 Helferinnen übernehmen dann in Himmelpfort die Filiale und nehmen sich der Schriebe an. Der alte Herr braucht schon Unterstützung, denn auch ein Weihnachtsmann kann nicht alleine den Mega-Postberg bewältigen. Im vergangenen Jahr gingen rund 312.000 Briefe aus aller Welt ein. Das war seinerzeit Rekord! Aus knapp 70 Ländern kamen die Wünsche dort an.
In diesem Jahr öffnen jährlich sieben Weihnachtspostfilialen: Himmelsthür, Himmelspforten, Nikolausdorf (alle drei Niedersachsen), Engelskirchen (Nordrhein-Westfalen), Himmelstadt (Bayern) und St. Nikolaus (Saarland). Himmelpfort war und ist der Primus, dorthin schicken die Kinder nach nah und fern die meisten Briefe.
Nicht nur in Himmelpfort liegen Briefe und warten auf Antwort: Auch in der Postfiliale in Engelskirchen im Bergischen Land gingen bereits rund 3.000 Wunschzettel ein. Mehr als die Hälfte der Schriebe und Wunschzettel haben eine lange Reise hinter sich. Sie kommen aus China, Taiwan und Hongkong. Die Kinder malten ihre Wünsche oder beschrieben sie in der englischen Sprache. Oft schickten Kinder aus dem Reich der Mitte kleine, in traditioneller Knotentechnik gefertigte Glücksbringer, damit sich ihre Anliegen erfüllten. Die Wünsche der Kinder sind vielfältig. Sie reichen von Spielzeug, über Schnee zum Schlittenfahren bis hin zu Kino-Besuche mit Verwandten. Aber auch das liest der Weihnachtsmann oft: Weihnachtsmann sorge bitte dafür, dass sich unsere Eltern nicht trennen oder Weihnachtsmann helfe, dass mein Vati einen Job findet.
Die bereits zugesandten 8.000 Briefe werden selbstverständlich ab Anfang November beantwortet. Vielleicht schmult das Christkind vorher ein wenig. Aber antworten, nein, erst in fünf Wochen. Definitiv!
Die Adresse im brandenburgischen Himmelpfort lautet:
An den Weihnachtsmann
Weihnachtspostfiliale
16798 Himmelpfort
Die Briefe können auch persönlich abgegeben werden.
Text und Fotos: Erwin Halentz