Rallye-WM in Deutschland: Gigantisches Spektakel – und die KÜS wieder mitten drin!

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Geschätzte 200.000 Zuschauer, ein viertägiges Motorsportfestival bei traumhaften Witterungsbedingungen, endlich der ersehnte erste Sieg beim „Heimspiel“ auf deutschem Boden für den deutschen Autobauer aus Wolfsburg: Die ADAC Rallye Deutschland, der neunte von insgesamt 13 Wertungsläufen zur Rallye-Weltmeisterschaft, war auch in diesem Jahr wieder ein gigantisches Spektakel bei der auf die Spitze getriebenen „Formel 1 des kleinen Mannes“, dem Rallyesport. Und mittendrin am Puls des Geschehens auch wieder die KÜS, vertreten durch Prüfingenieur Stefan Ehl.

Seit 2002 hat die Rallye Deutschland – mit einem kalendarischen Aussetzer im Jahr 2009 – den Status eines Laufes zur Rallye-Weltmeisterschaft. Ihren Ursprung hat die Veranstaltung zwischen Weinreben und „Hinkelsteinen“ aber schon in den 1980er Jahren. Lange Jahre gab es zu dieser Zeit einen ebenso erbitterten wie unnötigen Zwist der Verbände ADAC und AvD, zwischen den beiden Top-Veranstaltungen Deutschland-Rallye und Hunsrück-Rallye. Ein Umstand, der lange Zeit einen WM-Lauf auf deutschem Boden ausschloss. Bis man sich zu Beginn des neuen Jahrhunderts eines Besseren besann.

Seit dieser Zeit ist auch Stefan Ehl dabei. Ein Mann der Technik, aber auch mit ganzem Herzen ein Mann des Motorsports. Für das jährliche „Elefantentreffen“ der kleinen, aufgemotzten „fliegenden Hasenkäfige“ opfert er auch immer wieder Urlaub. Als „Scrutineerer“, wie es in der Fachsprache der FIA, des Weltmotorsport-Verbandes, heißt. In dieser Funktion gehört er zu einem Team technischer Kommissare um den Kfz-Meister und langjährigen FIA-Mann Rudi Bollig, das über die Einhaltung der technischen FIA-Vorgaben zu wachen hat. Zum Team, das entweder im Servicepark in den Trierer Moselauen, oder am Ende der insgesamt 20 Wertungsprüfungen eingesetzt wurde, gehörte auch in diesem Jahr wieder eine Frau: Kfz-Meisterin Franziska „Franzi“ Bast, der wir bereits im vergangenen Jahr einen großen Beitrag in einer Ausgabe von KÜS MAGAZIN gewidmet hatten.

Der sportliche Spannungsfaktor der Rallye hielt sich in diesem Jahr zum Leidwesen der Fans jedoch sehr in Grenzen. Zu sehr dominierte das in den Vorjahren immer wieder durch Ausfälle – oft erst kurz vor Toresschluss – gebeutelte Volkswagen-Team. Der zweite Sieg von Weltmeister Sébastien Ogier (sein erster für Volkswagen nach dem Premieren-Triumph im Citroën 2011) konnte eigentlich von Beginn an nur durch beherztes Eingreifen der Defekthexe verhindert werden.

Aber das unbotmäßige Treiben dieser ungebetenen Dame hatte die Volkswagen-Crew rund um Trier in diesem Jahr offensichtlich im Griff. Spätestens ab Sonntag, als der Weltmeister auf „ankommen fuhr“ und sich seine beiden Teamkollegen Latvala und Mikkelsen in ihren Polo R WRC an die (offiziell natürlich verneinte) Teamorder des internen Nichtangriffspaktes hielten, konnte der Sieg des Franzosen auf sportlichem Wege nicht mehr zunichte gemacht werden.

Doch die Rallye lebt nicht (nur) von der reinen Ergebnis-Philosophie. Sie ist auch eine Art weltweites Familientreffen der Fans, die für eine friedliche Invasion in den romantischen kleinen Moselörtchen, in den abseits gelegenen Flecken der Eifel und an der deutsch-luxemburgischen Grenze oder auf einem unwirtlichen, ehemaligen Militärgelände im Hunsrück sorgen. Vier Tag lang, von Donnerstag bis Sonntag, gehen die Uhren im westlichen Teil von Rheinland-Pfalz, dem „Land der Reben und Rüben“, anders, bestimmen Teilnehmer, Teams und Fans die Wertungsprüfungen und Verbindungsstraßen.

Es ist eine gigantische logistische Meisterleistung, die der ADAC als Ausrichter des deutschen WM-Laufes quasi das ganze Jahr hinweg im Voraus und dann an den Rallye-Tagen selbst erbringen muss. Nur so kann der Standort Deutschland im weltweiten Kalender als einer von insgesamt 13 WM-Läufen auch in Zukunft erscheinen. Der deutsche Dachverband und die Stadt Trier, die ein großes Gelände am Rande der Stadt als Servicepark zur Verfügung stellt, haben sich Anfang des Jahres zwar auf das „Projekt 2018“ und damit auf eine weiteres Zusammenarbeit bis insgesamt 2017 geeinigt.

Letztendlich aber hängt der weitere Fortbestand der Rallye Deutschland in erster Linie vom FIA-Weltrat und natürlich von der Standort-Präferenz eines WM-Laufes der Hersteller ab. Denn diese haben natürlich ein großes Interesse daran, die Zuverlässigkeit ihrer Produkte dort vorzuführen, wo sie diese auch als Serienmodelle in möglichst großer Zahl verkaufen können. ADAC Sportpräsident Hermann Tomczyk sprach am Sonntag davon, dass der Club natürlich bestrebt sei, einen WM-Lauf auf deutschem Boden beizubehalten. „Allerdings nur unter vertretbaren Konditionen.“

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Oliver Kleinz, Jürgen C. Braun

Nach oben scrollen