Kein Ratgeber, auch dieser nicht, ersetzt einen Arztbesuch. Und: Der Markt an Ratgebern ist längst unübersichtlich. Trotzdem findet sich immer wieder Neues. Das Konzept des Schweizer Arztes Reto Wyss zählt dazu. Emotional Freedom Techniques nennt er seine Version der Akupressur, die er als Klopf-Technik präsentiert. Er weist anhand von Bildern im Gesicht des Menschen zahlreiche Punkte aus, die man selbst durch Klopfen erreichen und damit bei Stress eine Verbesserung erzielt. So, wie Akupressur eben auch empfohlen wird, um Impulse zu setzen.
Interessant ist Wyss' Ansatz: Dass wir in einer Zeit leben, in der Stress zum Alltag gehört und das schöne Wort der Entschleunigung als Gegenpol immer wieder hochgehalten wird, ist ja nicht neu. Wyss aber bezieht sich auf seine Erfahrungen mit hochkarätigen Vertretern im Management: Stress? Gibt's nicht, höchstens bei anderen. Vom Überdruck zum Ausfall (Blackout) ist es nur ein kleiner Schritt. Als Beispiel führt er den Blackout des amerikanischen Senators Rick Perry an, der 2012 auf eine einfache Frage in der Öffentlichkeit voll ins Schleudern geriet und prompt Spott und Häme auf sich zog. Wyss beteiligt sich nicht daran, sondern sieht die völlige Überlastung als Auslöser. Es fällt beim Lesen schwer, ihm das nicht zu glauben.
Stress, so Wyss, hat immer auch einen Gegenspieler. Auch diese Form des Denkens gehört zu seiner Bewältigungsstrategie. Man muss beileibe kein Konzernmanager, schon gar kein US-Senator sein, um davon beim Ausprobieren zu profitieren. Wie gesagt: Es ersetzt nicht den Rat des Experten im Gespräch oder durch eine körperliche Untersuchung, ist aber einen Versuch zur Selbsthilfe allemal wert.
Reto Wyss: Volle Energie für Bestleistungen. Emofree Verlag (Schweiz); 14,90 Euro.