Heidi Hetzer: Heidi Solo

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Es sollte eine lange Seereise werden von Neuseeland nach Los Angeles. Sollte … Denn vor ihrer Abreise hatte sie noch alles daran gesetzt, nur auf Schiffen zu reisen, die Mensch UND Auto gemeinsam beförderten. Diese Reederei hatte sie gefunden: Die Hamburg-Süd. Schon zweimal war sie auf ihrer Weltreise Gast auf Containerschiffen und hatte Hudo stets im Auge. Naja, nicht Hudo selbst, aber wenigstens den abgeschlossenen Container hatte sie im Visier.

Aber auch das hatte sie gelernt auf diesen beiden Schiffsreisen: Es ist ihr zu langweilig. Den ganzen Tag nichts tun, nein, das ist nichts für Heidi. Dafür ist sie viel zu hibbelig. Und jetzt vier Wochen am Stück? Nein! Und so hat sie sich entschieden, nur Hudo auf der „Coral Bay“ reisen zu lassen.

Dabei war Heidi so froh, dass Hudo endlich wieder frei atmen konnte. Seit China hat er nicht mehr so richtig Luft bekommen. Immer wieder begab sie sich mit ihrem Hudson Grand Eight in die Hände von Oldtimer-Mechanikern, jeder hat auf seine Weise sehr gut gearbeitet, aber Heidi ließ nicht locker. In Neuseeland endlich hat sie über Beziehungen (ja auch am anderen Ende der Welt geht es nicht ohne Vitamin „B“) jemanden gefunden, der des Pudels Kern entdeckte. Alles haben sie untersucht: Kerzen, Adapter, Krümmer, Dichtungen, Zündung. Aber dann die ganz große Wende: Es war der Auspuff. Und das war auch der Grund für das Asthma bei Hudo.

Befreit und beseelt fuhr Heidi Hetzer ihre letzten Kilometer durch Neuseeland. Der Abschied fiel ihr schwer, aber der nächste Kontinent wartete ja auf sie. Wettermäßig war es doch recht kühl hier, aber Kaliformien ist warm. Darauf freute sie sich schon.

Am 4. Juni wurde Hudo in Neuseeland auf den Container verladen. Erst am 12. Juli wird sie ihn in Long Beach wiedersehen. Eine sehr lange Zeit ohne Hudo!Das Containerschiff kommt zwar am 3. Juli schon in Kalifornien an, aber die Papiere … Das dauert.

Und was fängt Heidi in diesen fünf Wochen an? Eine ganze Menge steht auf ihrem Plan, mal schauen, ob auch alles so sein wird. Denn Heidi lebt den Augenblick. Und das ist gut so. Sie macht das, worauf sie gerade Lust hat. Ein Besuch des Grand Canyon wird sicherlich dabei sein, aber auch das ergibt sich.

Heidi ist nach Los Angeles geflogen. Dabei hat sie einen Tag gewonnen. Am 10. Juni abends um 19 Uhr in Neuseeland losgeflogen, 12 Stunden im Flieger gesessen und am gleichen Tag um 12 Uhr mittags in LA angekommen. Schneller als der Schall.

Mit einem Bus fuhr sie nach Santa Barbara. Sie bleibt nun ein paar Tage bei ihrem „alten“ Freund in San Luis Obispo bis Hudo eintrifft.

In der Zwischenzeit hatte sie viel Zeit mit ihren diversen Kommunikationstechniken zu kämpfen gehabt. Fazit: „Brauche ich das Ganze eigentlich? Es geht mir gut, ich mache was ich will und ich bin 78 geworden ohne den ganzen modernen Kram wie Smartphone, Internet und Instagram, E-Mail und so weiter.“

Eindeutig: Nein. Doch dann hat sie sich gottlob doch wieder reingestemmt in dieses ganze Zeugs. Und warum das alles? Damit sie uns, ihre Leser und Follower und was weiß ich Hunderte von Facebook-Freunden auf den laufenden hält. Wo sie gerade ist, was sie gerade denkt, sieht und tut. Ja, es ist egoistisch, aber Heidi: Wir sind Dir alle so dankbar, dass wir auf diese Weise teilhaben dürfen an Deiner fantastischen Reise um die Welt. Danke. Danke. Danke.

Ein ganz besonderer Tag auf Heidi Hetzers bisheriger, schon elf Monate dauernden Reise sei hier erwähnt: Heidi hatte Geburtstag! Sie wurde 78. Die Liste der Gratulanten war sowas von lang, einfach unbeschreiblich. So viele Menschen haben ihr Glück gewünscht.

Selbst Bettina Böttinger hat ihr gratuliert: Per Videobotschaft.

Wenn das mal kein guter Start in ein neues Lebensjahr ist. Da wird ihr die Zeit bis zum 12. Juli bestimmt nicht langweilig, dann kann sie endlich wieder auf Hudos Fahrersitz steigen und sein Lenkrad in die Hand nehmen können.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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