Ob bereits irgendwelche Feierlichkeiten besonderer Art geplant sind, entzieht sich derzeit noch dem allgemeinen Kenntnisstand. Tatsache ist jedoch:Im kommenden Jahr darf der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai auf 25 Jahre Präsenz auf dem deutschen Mark zurückblicken. Eine ereignisreiche, eine mitunter überraschende, vor allem aber eine strategisch über Jahre hinweg gereifte Entwicklung. Ein viertel Jahrhundert, in der sich das Wertebild einer Marke grundlegend veränderte.
Vom perfekten Budgetcar-Konstrukteur aus dem fernen Osten und klassischem „Billigheimer“ bis hin zum Vollsortiment-Leister. Einem weltweit operierenden Konzern, derzeit die Nr. 5 weltweit, mit qualitativ hohem Anspruch an sich selbst. Ein Antipode für die Konkurrenz, der sich wie ein Chamäleon an die Marktgegebenheiten und die merkantilen Erfordernisse im fernen Europa angepasst hat. Hyundai und Europa, das sind nach zwei Dutzend Jahren stetiger Weiterentwicklung von der damaligen vorsichtig-verschämten „Morgengabe“, dem Modell „Pony“ hin zu einer aktuell hochwertigen Modellpalette eine Erfolgsstory und ein Beispiel für effektive unternehmerische Weitsicht.
Denn mittlerweile ist der südkoreanische Konzern zu einem der wichtigsten Akteure nicht nur im deutschen, nicht nur im europäischen, sondern im globalen Autogeschäft geworden. Dahinter steckt ein ebenso einfaches wie konsequent umgesetztes Erfolgsgeheimnis: Der koreanische Konzern antizipiert bei Entwicklung und Produktion seiner Modellpalette und passt diese gekonnt den jeweiligen Märkten an. Mit dem Schachzug, Top-Manager wie Peter Schreyer oder den früheren BMW-Designer Thomas Bürkle für sich zu gewinnen, wurde den eigenen Modellen nicht nur ein frisches, unverbrauchtes Markengesicht verpasst, sondern auch eine Botschaft verkündet. Die Besten sind uns gerade gut genug und im Umkehrschluss sind wir eine anerkannte Adresse für jene, die den state of the art verkünden.
Bestes Beispiel für die Umsetzung dieser Strategie ist der deutsche Standort Rüsselsheim, mit dem dortigen europäischen Entwicklungszentrum. 95 Prozent der Fahrzeuge werden an diesem Standort designed und entwickelt. In Rüsselsheim, ausgerechnet dem Standort eines der traditionsreichsten deutschen Autobauer, entsteht das, was der Hersteller selbst als „ausgeglichenen Modellmix“ bezeichnet. Eine Basis, so ein Hyundai-Sprecher, auf der sich auch manchmal der eine oder andere Flop im Verkaufsgeschäft auffangen lasse und man zudem nicht so sehr abhängig von Wohl oder Wehe eines einzigen Bestsellers sei. Ein ausgewogenes Verhältnis von Preis und Leistung seien zwar weiter durchaus Kernelemente der eigenen Philosophie. Aber Hyundai ist mittlerweile selbstbewusst genug und spricht von der „Demokratisierung des Luxus.“
Qualität komme vor Wachstum, ist immer wieder als hauseignes Credo aus der Konzernzentrale zu hören. Ein gelebtes Glaubensbekenntnis an die Werte der eigenen Produkte, das sich in einer Fünfjahres-Garantie manifestiert. In Zukunft will Hyundai sich bei uns noch breiter aufstellen. 22 neue Modelle werden die Koreaner bis in zwei Jahren hierzulande neu einführen. Modern geschnittene Varianten wie das schnittig-elegante i20 Coupé, die sportliche Speerspitze i30 Turbo und der ebenso geräumige, wie hochwertige und alltagstaugliche i40 Kombi sind in jüngster Vergangenheit dazu gekommen.Der nächste Familienzuwachs ist bereits angekündigt. Als Nachfolger des ix35 steht der Tucson in den Startlöchern, ein leichter Transporter mit Namen H 350 ist angekündigt, und auch das Flottengeschäft will der Hersteller neben dem Privatkundengeschäft intensivieren. Eine größere Emotionalität wolle man zudem den eigenen Produkten und dem, was man im Allgemeinen neuhochdeutsch als Markenclaim bezeichnet, vermitteln. Derzeit beträgt der Marktanteil von Hyundai in Deutschland etwa drei Prozent. Bis zum Jahresende 2015 sollen es rund 3,4 Prozent werden.
Hätte man das damals vor knapp einem Viertel Jahrhundert dem etwas zerzausten Hyundai Pony, der etwas mitleidig belächelt zwischen Flensburg und Garmisch Einzug hielt, apostrophiert, ihm wären wohl vor Ungläubigkeit die Hufe davon geflogen.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun