Heidi Hetzer: Neuer Motor in Melbourne

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Manchmal sieht es ein bisschen so aus, als wäre diese 2-jährige Weltreise eine Schnapsidee gewesen, aber weit gefehlt: Heidi Hetzer ist sogar sehr gut vorbereitet. So hat sie zum Beispiel einen zweiten Hudson gekauft, für den Fall dass…

Einige vermutlich häufiger benötigte Ersatzteile hat sie in ihrem „Wettbewerbsauto“, den sie liebevoll HUDO nennt, an Bord. Aber jetzt ist dann doch der schlimmste aller Fälle eingetreten: Hudo braucht einen neuen Motor.

Tja, eigentlich sollte es ein ruhiges Sightseeing in Downunder werden, aber Pustekuchen. Als Heidi Hetzer die Nullarbor-Wüste durchquert hatte, brauchte Hudo schon fünf Liter Öl am Tag. Aber ein hoher Ölverbrauch ist immer auch ein Zeichen, dass irgendetwas nicht stimmt. Stimmt: Hudos Kolben waren im Eimer. Kolbensalat. Und was jetzt? Es gibt eine ganze Menge Oldtimer-Freunde und -Kenner in Australien. Allesamt sehr hilfsbereit und sehr bemüht, Hudos Wehwehchen zu heilen. Aber einen kapitalen Motorschaden? Hm, da waren die vielen Helfer mit ihrem Latein am Ende.

Auf Heidis Weg von Port Augusta nach Adelaide hatte es Knacks gemacht – und ein Holzspeichen-Rad hatte endgültig seinen Geist aufgegeben. Heidi hätte gerne ein intaktes Ersatzrad gehabt. Hatte sie aber nicht mehr. Und so schleppte sie sich mit dem „lendenlahmen“ Hudo und seinem defektem Motor nach Adelaide.

Das Ersatzauto steht in Rheinsberg. In der Garage von Timo Gottschalk. Nun ist Timo nicht irgendwer, sondern Diplom-Ingenieur und ein Kfz-Mechaniker der Extraklasse. Das weiß aber nicht nur Heidi Hetzer, denn Timo ist berufsmäßiger Copilot. 1995 bestritt er auf einem Trabi seine allererste Rallye und seit 2007, als er mit Dieter Depping auf einem Truck die Dakar gefahren hatte, ist er ausgewiesener Dakar-Kenner, unter anderem als Copilot von Carlos Sainz. Und ausgewiesener Spezialist für die Anforderungen an ein Auto insbesondere auf Langstrecken.

Sie erinnern sich: Als Heidi am 27. Juli 2015 Berlin verließ, war sie ein paar Tage untergetaucht, bevor sie ihre eigentliche Weltreise antrat. Jetzt wissen wir auch, wo sie war: Sie war bei Timo in Rheinsberg. Hudo hatte so ein eigenartiges Husten, und in dieser Werkstatt kümmerte man sich intensiv darum. Und wünschte Heidi allzeit gute Fahrt.

Das ging genau acht Monate gut, denn jetzt war es tatsächlich soweit: Hudo sollte ein neues Herz bekommen, das am 16. März mit Luftfracht nach Melbourne angereist war. Nun war Heidi aber nicht in Melbourne, sondern im Adelaide. Gut 800 Kilometer von Melbourne entfernt. Diese Distanz musste sie auf dem Auflieger eines Lkw mitsamt ihrem Hudson Grand Eight überwinden, um schließlich am Flughafen der ehemaligen Hauptstadt Australiens den neuen Motor in Empfang zu nehmen.

Heidi Hetzer ist eine weitgereiste Frau, sie ist taff, nie um irgendetwas verlegen, immer positiv und immer extrem kommunikativ. Diese Eigenschaften haben ihr Freunde in der ganzen Welt beschert. Und auch im fernen Australien war sie nicht auf sich alleine gestellt. Auch hier gab es Freunde und Bekannte, die Hudo neues Leben einhauchten.

„Manchmal komme ich mir vor, als würde ich eine Weltreise von Werkstatt zu Werkstatt machen;“ sagte sie lachend, aber sie verliert nie den Mut, niemals ihren Optimismus und niemals ihren unerschöpflichen Tatendrang.

Und sie schenkt sich nichts auf dieser Weltumrundung. Am 12. März zum Beispiel hat sie aus Australien dem Berliner Rundfunk ein Live-Interview gegeben. Es ist herzerfrischend, wie sie so drauf los plappert. So kennen wir Heidi! Da ist nichts Gekünsteltes dran, sie ist wie sie ist. Und sie analysiert die Lage in ihrer eigenen Art. Der neue – Ersatz – Motor, war nicht fahrbereit, verlor Öl und hatte ein ähnliches Geräusch wie Hudo (I) beim Start in Berlin.

Aber auch diesmal hat sie volles Vertrauen in ihren Freund Michael, der Hudo wieder in die Reihe kriegt. Gedauert hatte es diesmal schon ein bisschen länger, war ja auch eine schwere Operation. Ganze 16 Tage stand Hudo still. Sie litt mit ihm, sie operierte selbst an ihm herum – und dann war er wieder der alte: Ungestüm wie ein junges Pferd wartete Hudo darauf, weiter die Welt zu erkunden.

Als nächstes steht Neuseeland auf dem Zeitplan. Am 30. März wird sie mit dem Containerschiff „Spirit of Singapore“ in Melbourne ablegen und am 4. April ankommen. Hier war sie noch nie, und wie sie sagt, hat sie sich fast ein Leben lang darauf gefreut, mal hierher zu kommen. Und jetzt wird es bald Wirklichkeit. Auch hier hat sie Freunde. Sogar einen Copiloten, der sie durch das Land der Kiwis begleiten wird.

Vorausschauend wie Heidi Hetzer nun mal ist, hat sie im Live-Interview mit dem Berliner Radiosender schon mal angeklopft, ob sich denn wohl ein Begleiter für Südamerika findet. Spanisch muss er sprechen, was vom Auto verstehen und vor allem sich mit dem Internet auskennen.

Ob sie denn Präferenzen habe, wurde sie gefragt. Ihre trockene Antwort: „80-Jährige werden da ja wohl ausscheiden.“

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer

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