Es war fast ein bisschen wie bei „Dinner for one“: „same procedure as last year“ – „Die gleiche Prozedur wie im vergangenen Jahr.“ Volkswagen hat zum Auftakt der Rallye-Weltmeisterschaft 2015 mit einem Dreifach-Triumph bei der Rallye Monte Carlo seine Vormachtstellung eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Hinter Weltmeister Sébastien Ogier kamen am Sonntag nach drei harten Tagen durch die französischen Seealpen, darunter die dreifache Überquerung des Klassikers Col de Turini, mit Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen drei weitere VW Polo R WRC auf den Plätzen zwei und drei ins Ziel.
„Das war natürlich ein phantastischer Einstieg in die Weltmeisterschaft als Titelverteidiger“, resümierte VW-Motorsportdirektor Jost Capito. Die drei im Vorfeld weiter entwickelten Polo R World Rally Cars dominierten die 83. Auflage der „Mutter aller Rallyes“ von Beginn an und Weltmeister Sébastien Ogier genoss in diesem Sieger-Triple zudem noch eine Ausnahmestellung. Am Ende hatte der Franzose, der im nur wenige Kilometer entfernten Gap in den Seealpen zu Hause das schnelle Ski- und Autofahren erlernt hatte, fast eine ganze Minute Vorsprung (58 Sekunden) auf seinen finnischen Markenkollegen Latvala. Im Rallyesport mittlerweile eine „halbe Ewigkeit“.
Dementsprechend äußerte sich Ogier, der seit dem vergangenen Jahr mit der deutschen Sport-Moderatorin Andrea Kaiser verheiratet ist, auch euphorisch: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel. Für mich ist es der wichtigste Sieg des Jahres. Die Rallye ist eine große Herausforderung, weshalb die Freude am Ende so groß ist. Die Atmosphäre war an diesem Wochenende magisch.
Der Konkurrenz von Citroën, Ford und Hyundai blieb zumindest im ersten von insgesamt 13 WM-Läufen wieder einmal das Nachsehen. Allerdings dürften zumindest die Südkoreaner, deren Motorsport-Zentrale im deutschen Alzenau (Hessen) steht, in diesem Jahr zufriedener sein als 2014 bei ihrer Rückkehr auf die große Rallye-Bühne. Der Spanier Dani Sordo und „Deutschland“-Sieger Thierry Neuville landeten im i20 WRC auf den Plätzen fünf (Neuville) und sechs (Sordo). Beide waren am Ende nach 15 Wertungsprüfungen nur um 0,2 Sekunden (!) voneinander getrennt.
Bester „Nicht-Volkswagen“ war allerdings der Norweger Mads Östberg im Citroën DS3 WRC. Mit dem Waliser Elfyn Evans auf Rang sieben kam der beste Ford Fiesta WRC ins Ziel. Zumindest also hinter den siegreichen „Wölfen“ eine große Markenvielfalt. „Ich habe keine Fehler gemacht, das Auto lief nach den anfänglichen Motoaussetzern problemlos, jetzt hoffe ich darauf, dass es in Schweden genau so gut für uns läuft“, war Östberg zufrieden. M-Sport als offizielles Ford-Kundenteam durfte mit dem jungen Hoffnungsträger Elfyn Evans auf Rang sieben und damit einem Fahrer unter den Top Ten ebenfalls zufrieden sein.
Einmal mehr zeigte Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb als Gastfahrer im Citroën DS3 WRC sein immer noch ungebrochenes fahrerisches Können. Der Elsässer, der jetzt mit seinem französischen Arbeitgeber Citroën in die Tourenwagen-Weltmeisterschaft gewechselt ist, fuhr zum Schluss auf der Power Stage über den Turini die zweitschnellste Zeit hinter dem Iren Chris Meeke im Citroën DS3 WRC und wurde von den Zehntausenden Fans am Rande der Wertungsprüfungen frenetisch gefeiert. „Ich habe es genossen hier zu fahren, es war eine Freude für mich“, sagte der 40-Jährige, machte seinen Fans vorerst aber keine Hoffnungen auf weitere Einsätze in der WRC: „Zumindest habe ich momentan keine Pläne dafür.“
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Hersteller