Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Wie viele PS hat Ihr Fahrzeug? Wissen Sie das auf Anhieb? Reicht Ihnen dieser Wert? Oder sind Sie der Meinung: Na ja, ein bisschen mehr „Schmackes“ unter der Haube könnte es schon sein. Oder müssen (wollen) Sie gar bei der Beantwortung dieser Frage passen, weil sie zugeben: Weiß ich nicht, keine Ahnung. Ist mir auch nicht so wichtig. Für mich bedeutet Platz, Komfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit viel mehr als die reine Anzahl von Pferden. Ist doch sowieso alles nur Gehabe und Geprotze.
Wenn Sie so denken, liebe Leserinnen und Leser, dann gehören Sie bestimmt nicht zu jenen Mitmenschen, auf deren Äußerungen eine Pressemitteilung beruht, die in der ersten Woche des neuen Jahres im Mail-Eingang landete. Darin hieß es, dass Neuwagen in Deutschland immer stärker motorisiert seien. Vor zehn Jahren habe dieser Wert noch bei 95 PS gelegen, heute seien es dagegen 140. Wenn mich meine überschaubare mathematische Erfolgsgeschichte jetzt nicht im Stich lässt, sind das runde 50 Prozent mehr. Und das innerhalb von nur zehn Jahren. Zugegeben, das hätte ich in diesem Umfang nicht erwartet.
Aus der Untersuchung, die Deutschlands „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer und sein Duisburger Institut heraus gegeben hatten, ging auch hervor, worauf dieser rasante Anstieg der Leistungszahlen zurück zu führten ist. Der „Trend zu sportlich stärker motorisierten Geländewagen“, so wurde angeführt, habe zu einer wahren Explosion der PS-Zahlen im Antriebsstrang geführt. Die schweren SUV sind also schuld daran. Fahrzeuge vom Schlage eines Audi Q7, BMW X6 oder eines gewichtigen Mercedes-SUV. Um nur einmal bei den deutschen Premium-Anbietern zu bleiben. Die Entwicklung ist jedoch nicht nur auf Audi, BMW oder Mercedes beschränkt. Auch die Importeure, egal aus welchem Land, lassen sich nicht lumpen, wenn es darum geht, mächtige Geländewagen oder Freizeitmobile auf die Straße zu schicken.
Allerdings habe auch der niedrige Benzin- und Dieselpreis den Kauf von höher motorisierten Pkw begünstigt. So sei im Jahr 2014 der Benzin- und Dieselpreis deutlich gefallen und die PS-Zahl der Neuwagen schneller angestiegen“, heißt es in der Studie des Duisburger Institutes. Den größten Sprung habe übrigens Europas Autobauer Nummer eins gemacht, haben die Mitarbeiter des Wissenschaftlers ermittelt. So habe der Durchschnitts-Volkswagen im vergangenen Jahr eine Leistung von 128 PS gehabt. Das waren sage und schreibe 62 Prozent mehr als im Vergleichsjahr 1995.
Die mit Abstand höchsten Motorleistungen hätten zwar die Produkte des Zuffenhausener Sportwagenbauers Porsche gehabt. Aber das liegt wohl auch in der Natur des Angebotes. Die durchschnittliche Leistung selbst sei nämlich im gleichen Zeitraum nur um 18 Prozent gestiegen. Auch dafür sahen die Väter der Studie einen nachvollziehbaren Grund. Mit den Modellen Macan und Boxster habe Porsche neue Modelle in sein Programm aufgenommen, die im Vergleich zum Topmodell 911 oder zu Panamera und Cayenne deutlich weniger „Pferde“ aufwiesen.Was lernen wir daraus, liebe Leserinnen und Leser? Nicht nur, dass die ausbleibende Erfolgsgeschichte der Elektromobile hierzulande nur eine Frage der hohen Preise und der ausbleibenden staatlichen Subventionierung ist. Nein, wir lesen daraus auch, dass die These vom Auto, das ja angeblich des Deutschen liebstes Kind ist, so abwegig auch nicht ist. Das Kind steckt ja bekanntlich im Manne. Und über etwas mehr (PS) hat sich noch jedes Kind gefreut.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.
Ihr Jürgen C. Braun