Freud und Leid lagen beim Finalrennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft für das Werksteam von Porsche eng beieinander. Das Fahrzeug mit der Startnummer 14 holte den ersten Sieg in der Saison. Beim Team mit der Nummer 20, in dem auch KÜS-Partner Timo Bernhard startete, machte Mark Webber heftig Bekanntschaft mit der Streckenbegrenzung.
Das Porsche Team hat beim letzten Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft in São Paulo den ersten Sieg für den Porsche 919 Hybrid durch das Trio Romain Dumas (Frankreich), Neel Jani (Schweiz) und Marc Lieb (Ludwigsburg) errungen. Gleichzeitig mit dem größten Erfolg der Debütsaison erlebte das Team seinen größten Schreckensmoment, als Mark Webber mit dem Schwesterauto eine knappe halbe Stunde vor Ende des Sechsstundenrennens verunfallte. Der Australier, der sich den Le-Mans-Prototypen mit Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau) und Brendon Hartley (Neuseeland) teilt, war aus bislang ungeklärter Ursache in der letzten Kurve vor Start und Ziel an Position sechs fahrend gegen die Streckenbegrenzung geprallt. Aus dem Medical Centre an der Rennstrecke erhielt das Team vorbehaltlich weiterer Untersuchungen die Auskunft, dass er sich nicht schwerwiegend verletzt hat. Hierfür wurde Mark Webber in ein Krankenhaus in São Paulo gebracht. Neel Jani beendete das Rennen hinter dem Safety Car als Erster.
Marc Lieb startete von Platz zwei und verlor in der ersten Runde eine Position an einen Toyota. Nach atemraubenden Versuchen, den Platz zurückzuerobern, übergab er das Auto an dritter Position liegend nach 37 Runden an Neel Jani. Der Schweizer setzte die Angriffe fort, es gab kurze Positionswechsel, aber als Jani nach 76 Runden an Romain Dumas übergab, war das Auto immer noch Dritter. Dumas konnte erst überholen, als der Toyota in Runde 88 von einem langsameren Auto berührt wurde. Nach 105 Runden musste der Franzose seinen Boxenstopp vorziehen, weil der Reifen hinten rechts Luft verlor. Marc Lieb übernahm erneut und ging in Führung, als das Schwesterauto Probleme bekam. Nach 144 Runden stieg Dumas wieder ein, und nach 183 Umläufen übernahm Jani an zweiter Position fahrend die Schlussphase. Bei seinem letzten Tankstopp nach 222 von letztlich 248 Runden blieb er am Steuer und verzichtete auf einen zeitraubenden Reifenwechsel. Das Risiko hat sich ausgezahlt.
Timo Bernhard ging von der Poleposition ins Rennen und übergab nach 38 Runden mit einem Vorsprung von zwölf Sekunden an Mark Webber. Der Australier behauptete die Führung trotz einiger schwieriger Situationen im dichten Verkehr und wechselte sich nach 79 Runden mit Brendon Hartley ab. Wenig später endete der Traum vom Sieg für die Mannschaft der Nummer 20 – die Motorleistung fiel ab. Nach 119 Runden wurde Hartley von Bernhard abgelöst, der das Rennen an Position drei fortsetzte. Während einer Gelbphase nach 153 Runden stieg Hartley erneut ins Auto. Nach 193 Runden übernahm Webber, mittlerweile war das Auto auf Platz sechs zurückgefallen. Er absolvierte seinen letzten Boxenstopp mit Reifenwechsel nach 227 Runden. Gut eine halbe Stunde vor Rennende hatte er in der 239. Runde seinen heftigen Unfall.
Timo Bernhard zum Rennen „Ich hatte einen perfekten ersten Stint, führte vom Start bis zum ersten Boxenstopp und konnte Mark das Auto mit zwölf Sekunden Vorsprung übergeben. Hier durch den Verkehr zu kommen, ist wirklich schwierig, vor allem gegen Ende meines ersten Turns hatte ich ein paar Mal Pech mit langsameren Fahrzeugen. Die Hitze war auch heftig. Mein späterer zweiter Einsatz war natürlich weniger schön, weil unser Auto nicht mehr die volle Leistung besaß. Aber im Nachhinein spielt das jetzt alles keine Rolle mehr – Hauptsache, Mark ist nichts Ernsthaftes passiert.“