Buchtipp – Bresser: Seit gestern hasse ich Möhren

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Das hat Michael Bresser mit Léa Linster gemeinsam: Aber die Sterneköchin wandelte ihre Antipathie gegen das orangefarbene Gemüse durch Zugabe von reichlich Butter und der Zubereitung ganz ohne Wasser in Liebe um. Bressers Sinneswandel hat einen ganz anderen Hintergrund. Der ist zwar ständig Thema in den Medien, wird in der Politik kontrovers diskutiert – aber wie das in der Praxis aussieht, ist eine ganz andere Frage. Die Rede ist vom Lebensmodell Patchworkfamilie.

Plötzlich ist Mann nicht mehr Single, und auf dem Tagesplan steht unter anderem, den neuen Familienzuwachs aus der Kita abzuholen. Viele Freiheiten gehören der Vergangenheit an, dafür entfaltet das Familienleben ganz andere Vorzüge. Zum Beispiel, dass man einen ganz neuen Blick auf das Phänomen Eile bekommt:
Seit Neuestem tanzt Max Riverdance, wie die Stepplegende Michael Flatley. Wenn er einmal im Tanzstudio mit den Metallspitzen seiner Hardshoes das Parkett malträtiert, sprudeln die Endorphine.

Dennoch fällt es jeden Samstag schwer, Max zum Aufbruch zu motivieren. Es gibt so viele andere wichtige Dinge im Leben eines Kindes zu tun, für die die ignoranten Eltern leider kein Verständnis haben. Heute klüngelt Max wieder aufreizend lässig durch die Gegend.

Michael Bressers Buch hat einen ganz entscheidenden Vorteil: Es beschreibt einen Alltag, der sicher so oder so ähnlich in zahlreichen Familien vorkommt. Das klassische Familienmodell und die ein Leben lang (gut!) bestehende einzige Ehe sind längst nicht mehr die selbstverständliche Regel. Das mag verschiedenen Entwicklungen geschuldet sein, das mag man begrüßen oder bedauern, es ist Lebenswirklichkeit anno 2014. Michael Bressers Buch ist ein Plädoyer dafür, das Abenteuer Patchworkfamilie zu wagen – wenn das Leben einem diese Option anbietet.

Michael Bresser: Seit gestern hasse ich Möhren. Geschichten aus dem Alltagswahnsinn einer Patchworkfamilie. Schwarzkopf und Schwarzkopf Verlag; 9,95 Euro.

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