Buchtipp – Margie Kinsky: Ich bin so wild nach Deinem Erdbeerpudding

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Nein, mit ihrem Fast-Namensvetter Klaus Kinski (mit i) hat Margie Kinsky nicht viel gemeinsam. Trotzdem spielt sie im Titel auf dessen Autobiographie an, die vor Jahrzehnten Aufsehen erregte. Weil man damals mit der Schilderung eines ausschweifenden Lebens (egal, ob realistisch oder genüsslich phantasievoll ausgewalzt) noch mediales Entsetzen auslösen konnte.

Das wird Margie Kinsky nicht gelingen. Muss es auch nicht. Als weibliches Oberhaupt einer Familie aus sieben Männern – Ehemann Bill Mockridge (ja, Erich Schiller aus der Lindenstraße) plus sechs Söhne – gibt auch ohne Ausschweifungen genug Erzählstoff her. Schon eine Neujahrsnacht verläuft anders als in kleineren Haushalten und kann mit vier Wochen Führerscheinentzug für die Familienmutter enden:

Sechs Kinder, sechs Feten, im dümmsten Fall also sechs Mal durch die Nacht kutschieren.

In einer Zeit, in der man mit Ratgebern zur Egopflege ganze Buchhandlungen bestücken könnte, besticht Kinskys Buch durch Klarsicht und Pragmatismus. Eine Großfamilie bringt jede Menge Turbulenzen mit sich. Da tritt die Pausenverpflegung für den Nachwuchs an die Stelle der Selbstbeobachtung, und der Traum vom Supersportwagen, so man ihn hätte, müsste der Realität eines alten Van weichen. Der nie so aussehen wird wie im Schaufenster eines Händlers, weil sieben Männer plus eine Frau immer irgendwo Kekskrümel hinterlassen. Und dass man einen aus der Rasselbande mal an einem Autobahnparkplatz aus den Augen verliert, was man leider erst während der Weiterfahrt bemerkt, kann vorkommen. Soll nicht, kann aber.

Das Schöne ist: Nie entsteht das Gefühl, dass die Familie Kinsky-Mockridge irgendwas entbehrt. Dass ihnen all der Trubel (Zitat: Nie ist Ruhe im Karton) auch noch Spaß macht. So einfach kann Leben sein. Trotz (oder wegen?) der Unruhe im Karton.

Margie Kinsky: Ich bin so wild nach Deinem Erdbeerpudding. Knaus Verlag; 14,99 Euro.

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