Buchtipp – Nießen: 112 Gründe, die Feuerwehr zu lieben

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An dieser Stelle muss ein Bekenntnis stehen: Ich bin selbst – noch im Vorschulalter – einmal mitten in der Nacht geweckt worden, weil es in der Nachbarschaft brannte. Es ging um ein Firmenelände, nichts griff auf ein Wohnhaus über, verletzt wurde niemand, wir kamen mit dem Schrecken davon. Was maßgeblich jener Institution zu verdanken war, die im typischen Spielalter für Jungen (und Mädchen natürlich, liebe Gleichstellungsbeauftragte) so faszinierend gewesen war.

Jörg Nießen kennt diesen Spaß als den täglichen Ernstfall. Mit seinen Büchern über Noteinsätze hat er Bestseller geschrieben, die in staubtrockenen Sätzen klar machen, worum es da geht und was Menschen im Noteinsatz brauchen. Starke Nerven zum Beispiel, Empathie und die Fähigkeit, umfassliche Reaktionen der Mitmenschen wegzustecken.

Sein Blick hinter die Kulissen der Feuerwehr folgt dem Prinzip seiner ersten Werke. Feuerwehrleute leisten Extremes, und Verlässlichkeit wie Belastbarkeit sind nur zwei der dafür unverzichtbaren Tugenden. Da bekommt eine andere Bedeutung, was in manchem Bewerbungsratgeber als Schlüsselqualifikation genannt wird. Wirklich erschreckend ist aber, in welcher Weise sich Feuerwehrleute im Einsatz auseinandersetzen müssen mit wohlmeinenden Helfern, die die Arbeit nur unnötig erschweren – oder mit Schaulustigen, die den Ernst der Lage vielleicht gar nicht begreifen.

Auf die Frage, warum sich gerade Jungen im Alter von etwa vier Jahren bevorzugt für die Feuerwehr interessieren, weiß übrigens auch Jörg Nießen keine Antwort:

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung! Wenn man die kleinen Hosenscheißer fragenwürde, würde man meist keine adäquate Antwort erhalten.Es wäre ja auch merkwürdig, wenn ein Vierjähriger sagt »Als Feuerwehrmann binich verbeamtet, habe einen besonderen Schlag bei Frauen und kann nebenbei nochmein Helfersyndrom ausleben.« Ich selbst wollte übrigens erst nach meinem Zivildienst zur Feuerwehr – also eher eine späte Liebe.

112 GRÜNDE, DIE FEUERWEHR ZU LIEBEN. Eine Hommage an eine ganz besonders heiße Institution.

Mit Illustrationen von Marco Reichert
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag; 9,95 Euro.

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