Über die Neuerungen am Opel Meriva des Jahrgangs 2014, quasi der zweiten Generation des Meriva B, haben wir in der vergangenen Woche bereits berichtet. Vor allem der Blick auf die Restwert-Prognose und die Erwartungen, die der kompakte Opel-Van auf diesem Gebiet aufgrund der bisherigen Ergebnisse schürt, macht den Meriva, von dem Opel seit der Markteinführung 2003 etwa 100.000 Stück in Deutschland verkauft hat, interessant. Deutlich wird bei der Premiere dieses Fahrzeugs allerdings auch, wie der Hersteller die angekündigte Ausweitung seiner Motorenpalette und des Angebotes von Getriebe-Kombinationen angeht.
Herzstück des neuen Monocab-Kompaktwagens ist ein weiterentwickelter Dieselmotor, der bislang lediglich in dem größeren Modell Opel Zafira eingesetzt wurde. Das Vollaluminium-Aggregat, ein Direkteinspritzer nach dem Common-Rail-Prinzip, löst den bisher bekannten 1,7 Liter großen „Ölbrenner“ mit 130 PS ab. Der kräftige 1.6 CDTI hat eine Leistung von bis zu 136 PS und erzeugt ein maximales Drehmoment von bis zu 320 Newtonmeter. Das neue Triebwerk wird künftig sogar ohne den Zusatz von AdBlue die Euro-6-Schadtsoffnorm erfüllen, die erst ab kommendem Jahr vorgeschrieben ist.
Das eine sind die reinen technischen Daten, das Andere sind die Fahreindrücke. Bleiben wir zunächst einmal bei der grauen Theorie. Der bisher stärkste Diesel-Meriva soll laut Opel im Verbrauch zum Vorgänger lediglich 4,4 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer statt 4,7 Liter verbrauchen. Der Ausstoß von CO2 liegt bei 116 Gramm pro Kilometer. Das entspräche der Effizienzklasse A und bedeutete eine Ersparnis von etwa 10 Prozent.
Bei der aktuellen Leistungsstufe soll es jedoch nicht bleiben. Im Lauf des Jahres 2014 soll auf dessen Basis ein Hubraum-identischer Diesel mit 100 PS folgen. Wann genau und in welchen Modellreihen, darüber schweift sich der Hersteller noch aus. Doch die sukzessive Erweiterung seines Angebotes an neuen, effizienten und schadstoffarmen Motoren ist die Grundvoraussetzung für Opel, die neuen Ressourcen nu nutzen, die ihnen der Rückzug von Chevrolet auf dem europäischen Markt bietet. Wie der jetzt im Zafira präsentierte 136-PS-CDTI werden diese Motoren die EU6-Abgasnorm erfüllen.
Und unsere Eindrücke von der ersten Testfahrt mit dem neuen Selbstzünder? Die führte uns von Frankfurt am Main ein gutes Stück auf kleineren oder größeren Landstraßen in den Taunus hinein. Da waren (relativ) viel Auf und Ab, und viel Kurvengeschlängel angesagt. Was im Allgemeinen bedeutet, dass die Klaviatur des Drehmomentes die Skala in ihrer gesamten Bandbreite leidlich ausnützen kann. Was uns dabei besonders gefiel, war die schaltfaule Art und Weise des Vorwärtskommens und die Tatsache, dass von den Arbeitstakten des Selbstzünders kaum etwas zu vernehmen war. Bereits ab 2.000 Touren stehen 320 Newtonmeter bereit, die den Meriva fast geräuschlos aus dem „Keller ziehen“. Selbst Richtung 4.000 Nm, für einen Diesel oft der Beginn der „verbotenen Zone“ ging es zügig und kraftvoll weiter.
Zum neuen Dieselaggregat kommen die Otto-Motoren und eine LPG-Variante (Autogas) hinzu. Ab sofort kann der Kunde die weiterentwickelten 1.4-Liter-Benzinmotoren (120 und 140 PS) mit einer, so sagt Opel, „besonders reibungsarmen Sechsgang-Automatik“ kombinieren. Auch dort haben die Ingenieure ebenso wie an den manuellen Fünf- und Sechsgang-Getrieben Filigran-Arbeit geleistet und Verbesserungs-Wünsche umgesetzt. Gegenüber den Vorgängern sollen Schaltwege jetzt komfortabler und zudem der zum Gangwechsel erforderliche Kraftaufwand geringer sein.
Die meisten Kunden liebäugeln in diesem Segment allerdings immer noch mit einem Benziner als Antriebsquelle. Fast neunzig Prozent entscheiden sich beim Kauf für einen der Turbo-Benziner, was Opel zum Anlass genommen hat, eine größere Kombinations-Vielfalt von Motoren und Getrieben bereit zu stellen. Denn etwa ein Drittel, so haben uns die Opel-Leute verraten, wünschte sich ihren Benzin-Meriva in Verbindung mit einer Automatik. Aus diesem Grund sind jetzt sowohl die 120-PS-Variante wie auch der leistungsstärkere Motor mit 140 PS mit einem Sechsstufen-Automaten zu haben.
Ob und wenn ja, wann, auch die neuen Diesel mit Automatik angeboten werden, darüber schweigt man sich bei Opel noch aus. Unwahrscheinlich erscheint diese Ausweitung des Kombinations-Angebotes allerdings nicht.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun