Auf die 5. Etappe hatten sich vor allem die Buggy-Fahrer gefreut. Die dürfen bei dem ständigen Wechsel der Bodenbeschaffenheit ihre 4 Pneus vom Cockpit aus mit entsprechendem Luftdruck fernsteuern. Da mal wieder pulvriger Tiefsand sich dauerhaft abwechselte mit scharfkantigem Steingranulat, felsigem Geläuf und mit Dornbüschen und Luftwurzeln der kargen alpinen Flora kamen die Veranstalter bis an die Grenzen des Zumut- und Machbaren seitens der Teams. Zudem zierten tiefe Sandlöcher die Strecke, so dass allerhöchste Vorsicht angesagt war. Die Navigation war enorm heikel, weil auch der Zugang zu den entsprechenden Satelliten zwischen Dünen und Felsformationen recht heftig gestört war. Wer es allzu eilig hatte an diesem Tag, wurde von Problemen vielfältiger Art eingebremst. Auch und vor allem, zudem völlig unerwartet, die Buggy-Treiber.
Der als Erster und Führender gestartete Carlos Sainz (SMG-Buggy) hatte noch am Vorabend genüsslich über die 5. Etappe spekuliert, sich drauf gefreut in der Annahme, seinen dezenten Vorsprung vor Nani Roma weiter ausbauen zu können. Sainz nach der Etappe: So hart war die Dakar noch nie, wir haben noch nicht die Hälfte absolviert, sind aber so fertig und von den Schwierigkeiten gezeichnet, als hätten wir die ganze Dakar schon hinter uns. Ähnliches war aus den verschwitzten Mündern anderer Spitzenpiloten zu vernehmen. Wer eine Panne hatte, wurde gleich doppelt bestraft: Zeitverlust u n d das ungeschützte Ausharren in praller Sonne und Hitze. So ließ beim einen oder anderen auch die Konzentration etwas nach, Einsanden waren die herbe Quittung. Das passierte Peterhansel ebenso wie de Villiers, Nani Roma und Nasser Al Attiyah und vielen anderen. Gewonnen hatte, wer am schnellsten wieder aus dem Loch kam. Dann blieb Sainz stehen und musste auf Teamkollegen Chabot warten.
Inzwischen hatte Copilot Timo Gottschalk die Macke am SMG-Buggy von Sainz ausgemacht: Keilriemen hatte sich verabschiedet. Bilanz: Über eine Stunde Zeitverlust und wohl raus aus dem edlen Kreis der Favoriten. De Villiers auf dem Toyota-Pickup hatte die Bremsleitung zur Hinterachse an irgendeiner Luftwurzel hängen lassen und fuhr nur frontal gebremst weiter, dennoch schnell und von weiteren Problemen verschont: 2. Platz in der Tageswertung! Nani Roma auf dem Diesel-MINI gewann mit überlegter, gleichmäßig zügiger Fahrt diese Etappe. Und Robby Gordon ist wieder da. Er prügelte seinen Speed-Hummer mit richtig Wut im Bauch auf den 3. Tagesrang, verfügt aber noch immer über ein stundenlanges Zeitdefizit vom 2. Tag. Die Überraschung: Marek Dabrowski auf dem Proto Overdrive als 9. Peterhansel belegt derzeit den 5. Rang, während der Qatari Al Attiyah seinen Mini für diesen Tag als 22. abstellte und so auf den 3. Gesamtrang rutschte. Orly Terranova hat sich still, leise und souverän auf den 2. Platz im Gesamtklassement vorgearbeitet, Gratulation! Noch die heutige 6. Prüfung und ein Tag Ruhe ist geboten in Salta. Inzwischen entscheiden mehr die Navigations- und technischen Pannen über das Klassement als das fahrerische Können: Ob das der Veranstalter ASO wirklich so gewollt hat?
Text: Frank Nüssel/ CineMot
Fotos: Teams