Dieses Buch nimmt man allein schon in die Hand, um dem Kontrast zwischen Coverbild und Titel nachzugehen. Ein kubanischer Pkw, der das Auge des Oldtimer-Liebhabers erfreut, den Prüfingenieur zu der Frage bewegt, ob das Ding wohl eine hiesige Hauptuntersuchung überstünde und den Reisefreudigen an die Urlaubsplanung fürs nächste Jahr erinnert. Ein Auto, wie man es in Reiseführern und -artikeln zu Kuba ständig sieht.
Aber nicht mit dem Titel! Der Schwanz der Schlange führt keineswegs in die touristisch attraktiven Regionen von Kuba, sondern in ein mysteriöses Milieu. Alles beginnt damit, dass dort ein Chinese tot aufgefunden wird, und ein Ritualmord anzunehmen ist. So spannend die Handlung, so sarkastisch sind die Beschreibungen, die der Autor liefert. Auf politische Korrektheit pfeift er schon mal zugunsten einer staubtrockenen Beschreibung, wenn er uns ins Innenleben seiner Figuren schauen lässt.
Das alles basiert übrigens auf einer realistischen Erfahrung, wie uns Padura im Nachwort wissen lässt. Da lässt er uns auch an seinem eigenen Leben als Autor teilhaben und erzählt, wie sich eine Geschichte im Kopf ihres Autors und im Hinblick auf die Produktionsbedingungen verändern kann. Ein Nachwort, das man allein aus diesem Grund unbedingt mit lesen sollte – statt es zu überblättern wie so viele, die nur aus pflichtschuldigem oder ehrlichem Dank bestehen, den Autor und seine Absichten ehren, den Leser aber schlichtweg langweilen.
Leonardo Padura: Der Schwanz der Schlange. Unionsverlag; 10,95 Euro.