Es kam nicht unerwartet, im Gegenteil: ein anderer Sieger als Peterhansel/ Cottret auf dem Mini All4 Racing des X-raid-Teams wäre einer Sensation gleichgekommen. Zu dominant war das Team, das offensichtlich die fernab gelegene 10-tägige Rallye dazu benutzte, einen letzten Long run vor der Dakar 2014 unter sehr ähnlichen Bedingungen zu absolvieren, auch damit Peterhansel nicht ganz einrostet und fit bleibt, wie ein Beobachter vor Ort feststellte.
Der Vorsprung war immens: 1:49 Stunden. Nur den Prolog am ersten Tag nahe der Startstadt gab Peterhansel an einen Mitbewerber ab, stellte dabei aber gleichzeitig einen Tages-Höhenrekord auf, wie das Bild deutlich macht. Und eine weitere Prüfung konnten die haushohen Favoriten nicht als Sieger beenden: da legte ein nicht vorgesehener Plattfuß das Team für knapp 2 Minuten an die Kette. Doch, was macht's schon aus, wenn man von Tag zu Tag seinen Gesamtvorsprung in Riesenschritten ausbaut. Jeden Tag wechselten die Plätze hinter Peterhansel/Cottret ständig und bunt durcheinander. Das Gros der Mitbewerber stammte eh aus Brasilien, konfigurierte sich aus local heroes der brasilianischen Cross Country-Szene. Wobei einer allerdings von ziemlich weit hinten regelrecht nach vorne flog: Guillermo Spinelli, versierter und trickreicher Dakar-Mehrfachteilnehmer ließ seinen Mitsubishi mit Lancer-V6- Triebwerk und ASX-Allradantrieb gewaltig stürmen. Belohnung: nach 10 Tagen auf härtesten Prüfungen, die in der Tat Affinitäten zur Dakar aufweisen (Marathon- Etappe 911 KM!!) mit Staub, Schotter, Sand und Flussdurchfahrten, wurde Spinelli noch Gesamt-Zweiter (mal tritt er in einem rot-weißen ASX/Lancer an, mal in einem gelb-grünen). Währenddessen zogen Peterhansel/Cottret im Mini ihre Kreise mit viel Überlegung, die sich in Überlegenheit auswirkte.
Dass Teamchef Sven Quandt die Dos Sertoes für Peterhansel, der ja die größte Erfahrung hat, aussuchte, hat da seine Gründe: die Dakar-Affinität in Dauer und Charakter sollte mit Sicherheit einem vorletzten General-Check des Mini-Konzepts sowie etlicher neuer Komponenten und Setup-Varianten gelten. Vorteil: bei der Sertoes befand sich kaum nennenswerte missliebige Konkurrenz, die ihre Späher und Spione zum Thema X-raid-Mini aussenden konnte. Operation gelungen, alles hat gehalten, was man sich in Trebur versprochen hatte, aber es war doch ein einsamer Sieg gegen Konkurrenz, die nicht vor Ort war. Insofern ist der statistische Stellenwert nicht überragend hoch. So muss es nicht verwundern, dass die Plätze hinter dem Sieger überwiegend an brasilianische Teams gingen.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Dakar Press Team (2)/Th. Quandt (2)