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The Les Humphries Singers: Live 1971-1975/Olympia Paris & Musikhalle Hamburg. (Warner)

Es gibt sie wieder in aktueller Besetzung. Und es gibt sie wieder mit Aufnahmen der Originalbesetzung. Als letztere haben die Les Humphries Singers Maßstäbe gesetzt, an denen sich alle Nachfolger messen (lassen) müssen.

Les(lie) Humphries, der aus Großbritannien nach Deutschland kam, setzte bei seinen Singers auf multikulturelle Zusammensetzung, noch bevor es das Wort gab. In bunten Outfits wirkten sie auf konservative Gemüter wie die Bürgerschreckcombo schlechthin – wobei sich seinerzeit der amtierende Außenminister und FDP-Politiker Walter Scheel als Fan zu erkennen gab. Später wurde bekannt, dass das ein oder andere Gruppenmitglied nur zu Dekozwecken, aber nicht zum Singen auf der Bühne stand, und mit zunehmenden Schwierigkeiten endete die Hit-Ära der Les Humphries Singers mit einem weniger glücklichen Auftritt beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1976.

Umso mehr lohnt es sich, diese Live-Aufnahmen aus der Zeit von 1971 bis 1975 zu hören. Sie zeigen die Stimmgewalt der Mitglieder, die bei Stimme waren, in voller Kraft. Gospels wirken ebenso authentisch wie Rock-Songs, und das Wort Coverversion mag bei fremdem Material nicht so recht passen. Denn auch Soolaimon (Neil Diamond) oder Sylvia's Mother (Dr. Hook) fügen sich ins Repertoire bestens ein, sind nicht bloß nachgesungen, sondern zeigen, dass man ein und den selben Song schon mal verschieden attraktiv interpretieren kann. So singt keine Gruppe, deren Mitglieder zügellos vor sich hin leben und sich dann als Spontis vorm Mikro zusammentun. Da muss es eine gute Portion Disziplin im Spiel und Les Humphries ein sehr guter Chorchef gewesen sein.

Chorchef – das klingt nach Hierarchie. Vielleicht war's so. Immer klingt aber auch der (Frei)geist der Zeit durch (Love The One You're With, Jesus Christ Superstar), aber das wirkt nicht humorlos, belehrend oder verbrämt, sondern optimistisch und zuversichtlich. Eine kraftvolle Doppel-CD, nicht nur mit den bis heute bekannten LHS-Evergreens, sondern zugleich mit weniger bekannten Seiten aus den Anfängen.

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